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Sport: Jens Lehmann Wie Arsenals Torwart gegen Tottenham spielte

Jedes der letzten Heimspiele im alten, zur kommenden Saison ausgemusterten Highbury-Stadion steht unter einem eigenen Motto. Am Samstag hieß es „kit day“, Trikottag.

Jedes der letzten Heimspiele im alten, zur kommenden Saison ausgemusterten Highbury-Stadion steht unter einem eigenen Motto. Am Samstag hieß es „kit day“, Trikottag. Gefeiert wurden die schönsten Arsenal-Hemden der Klubgeschichte – und die hässlichsten. Torwart David Seamann, Jens Lehmanns Vorgänger mit dem Pferdeschwanz, kam in der zweiten Kategorie ziemlich häufig vor. Er trug Mitte der Neunziger bizarre, fürs Auge fast schon schmerzhafte Farbkombinationen. Rot, Gelb, Blau, Grün, einmal Regenbogen und zurück. Diese Zeiten sind, zum Glück für Lehmann, vorbei. Der Deutsche trat zum Nordlondoner Derby gegen Tottenham Hotspur in strahlendem Orange an, das in der Mittagssonne besonders schön leuchtete. Lange blieb das Jersey in Ermangelung von Hechtparaden porentief rein, auch die Hände musste er sich zunächst nicht schmutzig machen.

Arsenal spielte in der gegnerischen Hälfte, das gab Lehmann die Chance, in Ruhe seine junge Abwehr zu sortieren. Diesmal war sie noch jünger als sonst. Der erst 19-jährige Johan Djourou spielte als rechter Verteidiger, Landsmann Emmanuel Eboué wurde geschont. Bald kam Tottenham über rechts immer besser ins Spiel. Lehmann hielt zwei schwache Kopfbälle, kein Problem. Schwieriger wurde es, als Nationalspieler Jermain Defoe frei vor ihm auftauchte. Defoe hielt aus fünf Metern mit dem Vollspann drauf, Lehmann machte sich groß, verkürzte den Winkel ... und bekam den Ball genau ins Gesicht. Im Gegensatz zu Kollege Oliver Kahn vor einer Woche kam er ohne blaues Auge davon.

Dann wurde er von Defoe leicht angerempelt, er beschwerte sich lautstark beim Schiedsrichter, doch der schüttelte wie die Zuschauer nur den Kopf. „Bockig“ sei sein Verhalten manchmal auf dem Platz, hat die „Daily Mail“ trotz seiner guten Leistungen neulich bemängelt. Solche Szenen waren damit gemeint. Einstecken können ist wichtig auf der Insel. Fast hätte dann Michael Carrick ein schönes Tor erzielt. Lehmann war nach seinem Solo bereits ausgespielt, doch Carrick traf aus spitzem Winkel nur das Tornetz.

Zwanzig Minuten nach Wiederanpfiff ging das Derby richtig los. Zwei Arsenalspieler lagen nach einer Kollision am Mittelkreis, die Spurs spielten einfach weiter und Robbie Keane schob nach Edgar Davids’ perfekter Hereingabe den Ball ins Netz. Lehmann war außer sich: War das Fairplay? Nein! Er rannte mit dem Ball in der Hand auf den Holländer zu und schubste ihn zu Boden. Der Unparteiische schaute weg. Lehmann schoss vor dem Anstoß den Ball in Richtung Davids. Daneben. Torwartkollege Paul Robinson nahm den Ball auf und wunderte sich über die Unbeherrschtheit des Deutschen. Der Rest war ein einziger Arsenal-Sturmlauf. Lehmann trat nicht mehr in Erscheinung. Am Ende schüttelte er Robinson die Hand. 1:1.

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