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Sport: Jenseits der Gerichte

Eigentlich müsste der Fall Ingo Steuer gar nicht kompliziert sein. Der Eiskunstlauf-Trainer hatte für die Stasi gespitzelt, er hatte nicht nur Banalitäten erzählt, die Paarläufer Robin Szolkowy/Aljona Sawtschenko dürfen deshalb nicht mehr mit ihm trainieren.

Eigentlich müsste der Fall Ingo Steuer gar nicht kompliziert sein. Der Eiskunstlauf-Trainer hatte für die Stasi gespitzelt, er hatte nicht nur Banalitäten erzählt, die Paarläufer Robin Szolkowy/Aljona Sawtschenko dürfen deshalb nicht mehr mit ihm trainieren. Denn die beiden Kaderathleten unterstehen formalrechtlich der Deutschen Eislauf-Union, und die hat sich ihrerseits an die Stasi-Richtlinien des Bundesinnenministeriums zu halten. Punkt.

Doch bei der DEU tun sie sich mit dem Fall Steuer so schwer, weil Sawtschenko/Szolkowy enorme strategische Bedeutung für den Verband haben. Das Paar sichert mit seinen Erfolgen mediale Aufmerksamkeit und ist ein wichtiger Pluspunkt bei Sponsorenverhandlungen. Zudem will die DEU über den Paarlauf wieder in die internationale Spitze kommen, und Szolkowy/Sawtschenko sollen andere Paare mit nach vorne ziehen. Die DEU kann den Fall Steuer nicht erledigen, ohne ihre Spitzenläufer zu verlieren. Und damit droht dem Verband, trotz dann wieder freigegebener Fördermittel, ein enormer Einbruch.

Für die gebürtige Ukrainerin Aljona Sawtschenko setzte die DEU einen beachtlichen Apparat in Gang, damit sie vorzeitig ihren deutschen Pass erhält. Durchaus auch aus eigennützigen Motiven. Sawtschenko profitiert vielfältig von diesem Pass. Mag ja sein, dass Steuer ein guter Trainer ist und dass inzwischen auch reiner Trotz eine Rolle spielt, aber vielleicht wäre es nicht zu viel verlangt, wenn sie sich daran erinnerte, was man für sie getan hat. Nachzugeben ist nicht immer ein Zeichen von Schwäche.

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