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Sport: Jenseits von Steffi Graf

Steffi Graf hat das Turnier in Stuttgart nie gewonnen. Warum das nach dem überraschenden Triumph von Julia Görges jetzt überall erwähnt wird, ist nur mit einer Sehnsucht zu erklären: der Sehnsucht nach den alten Zeiten.

Steffi Graf hat das Turnier in Stuttgart nie gewonnen. Warum das nach dem überraschenden Triumph von Julia Görges jetzt überall erwähnt wird, ist nur mit einer Sehnsucht zu erklären: der Sehnsucht nach den alten Zeiten. Das Frauentennis hat sich vor allem dank der Erfolge von Graf eine eigenständige Faszination erarbeitet, mehr sogar als die Mannschaftssportart Frauenfußball mit der Weltmeisterschaft im eigenen Land.

Die wie Görges zuletzt groß aufspielende Andrea Petkovic hat nach Meinung der ehemaligen Weltranglistenvierten Anke Huber das Potenzial, es unter die Top-Ten in der Welt schaffen. Die erfrischende 23-Jährige kann im aktuellen Betrieb der menschlichen Ballmaschinen ein großer Star werden. Selbst spricht sie wie Görges nur davon, sich Schritt für Schritt verbessern zu wollen. Die Siegerin von Stuttgart mag die Steffi-Platte nicht mehr hören, sie weiß, dass sie deren Erfolge nie erreichen wird. Sie sind auch die völlig falsche Bezugsgröße.

Natürlich wollen die Fans gerne eine Nummer eins, aber vier deutsche Frauen im Viertelfinale des Stuttgarter Turniers sind ein großer Erfolg. Das gab es 27 Jahre lang nicht, und in Görges und Petkovic stehen erstmals seit 1999 zwei deutsche Spielerinnen unter den besten 30 in der Welt. Das war das Jahr, in dem Steffi Graf zurückgetreten ist. Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, in der man sagen kann, man will sehr gut sein und sich entwickeln, ohne die Beste sein zu müssen.

Bevor sie weiterarbeitet, will die 22-jährige Julia Görges erst einmal ein paar Tage „die Beine hochlegen“. Hört sich gut an.

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