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Sport: Jetzt droht vor Gericht der Ruin

Vergleich zwischen DEU und Steuer gescheitert

Berlin - Es ist nur ein kurzes Schreiben, aber es könnte den deutschen Eiskunstlauf beschädigen. „Wir bitten, das Verfahren AZ 20 O 10280/06 fortzusetzen“, wird die Berliner Anwältin Karla Vogt-Röller in dieser Woche ans Landgericht München schreiben. Und wenn Aktenzeichen 20 O 10280/06 in ihrem Sinne gelöst wird, dann muss die Deutsche Eislauf-Union (DEU) ihrem Mandanten, Trainer Ingo Steuer, 300 000 Euro überweisen. Und da sie das nicht kann, ist der Verband wohl pleite.

Aber Vogt-Röller sieht keine andere Chance. Am 30. April ist die Frist abgelaufen, bis zu der die DEU Steuer und seinem Paar Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy, den zweimaligen Weltmeistern, Sponsorengelder in Höhe von insgesamt 250 000 Euro hätte vermitteln müssen. Dazu hatte sich die DEU am 8. Oktober 2008 in einem Vergleich bereiterklärt. Im Gegenzug wollte Steuer auf einen Teil seiner Erfolgsprämien in Höhe von rund 50 000 Euro verzichten. „Doch bis jetzt“, sagt Vogt-Röller am Montag, „ist kein Cent eingegangen.“

DEU-Vizepräsident Uwe Harnos hatte vor kurzem im Deutschlandfunk auch erklärt, weshalb nicht. Wegen der Wirtschaftskrise im Allgemeinen und weil Paar und Trainer bei der Suche nach Sponsoren nicht aktiv mitgearbeitet haben – obwohl das Teil des Vergleichs gewesen sei. So hätte es keine Mitarbeit am Sponsorenkonzept gegeben. Nur steht im Protokoll des Vergleichs, das dem Tagesspiegel bekannt ist, kein Wort von einer aktiven Mitarbeit. „Die DEU muss Sponsoren bringen, dann kann man konkret über die Zusammenarbeit sprechen“, sagt Vogt-Röller. Harnos war gestern nicht zu erreichen.

Steuer hatte bei den Olympischen Spielen in Vancouver erklärt, er sei zu Kompromissen bereit. Für Vogt-Röller ist das eine allgemeine Erklärung, auf keinen Fall könne man herauslesen, dass er freiwillig finanzielle Zugeständnisse mache. Jetzt klagt sie erst mal auf die volle Summe, die Steuer ihrer Ansicht nach zustehe.

Das Hauptverfahren läuft seit 2006. Steuer klagt gegen die DEU und fordert Geld für seine Arbeit als Trainer sowie Leistungsprämien. Bis jetzt wird er von seinen Sportlern bezahlt. Die DEU weigert sich aus Angst, sonst Fördermittel des Bundesinnenministeriums (BMI) zu verlieren. Das BMI besteht darauf, dass der frühere Stasi-Spitzel Steuer nicht mit öffentlichen Geldern honoriert wird.

„Ingo Steuer war offiziell Mitglied der deutschen Olympiamannschaft“, sagt dagegen Vogt-Röller. Damit, lautet ihre Schlussfolgerung, gebe es keinen Grund mehr, dem Trainer Steuer Honorare aus öffentlichen Mitteln zu verweigern. Vogt-Röller jedenfalls sieht der Verhandlung gelassen entgegen. „Die DEU hätte doch nie einem Vergleich zugestimmt, wenn sie sicher wäre, dass sie den Prozess gewinnen wird.“ Für die DEU geht es nun ums Ganze. Schon im Februar hatte Harnos gesagt: „Sollten wir verlieren, haben wir keinen Plan B. Dann ist der Verband am Ende.“

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