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Sport: Jetzt geht’s ums Geld

Das NOK stellt Bedingungen für eine Fusion mit dem Deutschen Sportbund

Ein schönes Bild: Klaus Steinbach und Manfred von Richthofen, die Präsidenten der beiden deutschen Sportverbände, stehen beieinander und unterhalten sich. Um sie herum versammeln sich die zur Vollversammlung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) nach Frankfurt am Main gereisten Fotografen. Sie wollen die Botschaft festhalten: Steinbachs NOK und von Richthofens Deutscher Sportbund kämpfen Seit an Seit für einen neuen vereinten Sportverband. Das Problem des Bildes ist nur: Insgeheim kämpfen beide gegeneinander.

Es geht um die beste Ausgangsposition für die Fusionsverhandlungen, die am 16. November beginnen. Von Richthofen steht dem größeren Verband vor, der sich um Breitensport und die Ausbildung von Leistungssportlern kümmert. Und er hat die Fusionsdebatte in Gang gebracht. Außerdem kann er besser reden als Steinbach. Der steht nur einem kleinen Verband vor, der mit der Leipziger Olympiabewerbung früh gescheitert ist. Außerdem muss Steinbach immer wieder erklären, dass das NOK mehr ist als ein olympisches Reisebüro. Nun aber hat Steinbach gemerkt, dass die international gültige Olympische Charta einem NOK viele Rechte zusichert. Deshalb besteht er, wie berichtet, auf einer Stimmenmehrheit der olympischen Fachverbände in der neuen Organisation. „Eine olympische Abteilung unter einem neuen Dach wird es nicht geben“, sagte Steinbach. Zu Hilfe kam ihm Thomas Bach, einflussreiches Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee, der überraschend deutlich für die Interessen des NOK eintrat. „Die Olympische Charta sieht vor, dass die olympischen Verbände die Mehrheit haben“, sagte er unter dem Beifall der Delegierten. Bach brachte sich mit seiner engagierten Rede wieder ins Gespräch für einen nationalen Führungsposten.

Strategisch wichtig für die Verhandlungen, für die sich bislang kein Moderator gefunden hat, ist noch ein anderes Thema: Steinbach hat erkannt, dass das NOK derzeit finanziell etwas besser dasteht. Darum macht er die Finanzen zum Thema, wenn auch nur unterschwellig. In seiner Rede sagte er, die Einbeziehung von Finanzexperten in die Gespräche sei „besonders wichtig“. Steinbach kann darauf verweisen, dass sein NOK bei den Olympischen Spielen in Athen 400 000 Euro weniger ausgegeben hat als geplant. Sein Kontrahent von Richthofen gerät da eher unter Rechtfertigungszwang. „Wegen des Rückgangs der Glücksspirale mussten wir deutliche Einsparungen beschließen“, räumte der Sportbund-Chef am Rande der Versammlung ein. Sein Verband mit mehr als 100 Mitarbeitern sei keineswegs aufgebläht, denn er habe viele Aufgaben: „Die kann man nicht aus der Handtasche bewältigen.“

Zum Abschluss der Versammlung gab es ein treffendes Bild: Thomas Bach und Klaus Steinbach stehen vor dem Sitzungssaal beieinander. Sie unterhalten sich einträchtig – und lachen.

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