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Allein mit seinen Gedanken. Bundestrainer Joachim Löw hat Kopfschmerzen.

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Joachim Löw und seine Nationalspieler: Ein Fall für den Gastroenterologen

Mario Gomez und Bastian Schweinsteiger sind bei ihren Klubs ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Dennoch: Wenn die WM nicht erst in vier Monaten beginnen würde, hätte Bundestrainer Joachim Löw ernste Probleme.

Es hat in der vergangenen Woche auch ein paar gute Nachrichten für Joachim Löw gegeben. Vor allem am Mittwoch muss sich der Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft gefühlt haben, wie ein Spielsüchtiger, der am Automaten eine Serie nach der nächsten abräumt. Am Mittwoch ist Bastian Schweinsteiger drei Monate nach seinem letzten Spiel für den FC Bayern ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Am Mittwoch hat auch Mario Gomez in Florenz die Arbeit als Fußballer wieder aufgenommen – nach fünf Monaten Pause und gefühlt 47 Vorabmeldungen, dass seine Rückkehr ins Mannschaftstraining unmittelbar bevorstehe. Dass am Ende derselben Woche auch Holger Badstuber wieder mit dem Laufen begonnen hat, ist ebenfalls erfreulich – im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Brasilien allerdings unerheblich.

Badstuber wird es definitiv nicht zur WM schaffen. Bei Schweinsteiger und Gomez besteht immerhin noch oder wieder berechtigte Hoffnung, dass sie ihren körperlichen Rückstand rechtzeitig aufholen. Generell aber ist es von Vorteil, dass das Turnier erst in vier Monaten beginnt, sonst hätte der Bundestrainer ein echtes Problem. Bereits jetzt ist die Situation alles andere als komfortabel. In drei Wochen (gegen Chile in Stuttgart) bestreitet die Nationalmannschaft den letzten Test vor der WM-Vorbereitung. Das Team, das Löw dann aufbieten kann, wird sich erheblich von seiner Wunschformation für Brasilien unterscheiden. 29 Spieler führt der Bundestrainer als vorläufigen WM-Kader in seinem Kopf. Sieben dieser Spieler fehlten am Wochenende: neben Gomez und Schweinsteiger auch Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Julian Draxler, Sami Khedira und Ilkay Gündogan. Die Dortmunder Sven Bender (Zerrung) und Marco Reus (Muskelfaserriss) meldeten sich erst nach dem Spieltag verletzt ab.

Nach den Erfahrungen mit dem schwächelnden Schweinsteiger bei der EM 2012 will Löw eigentlich nur noch Spieler nominieren, die im Vollbesitz ihrer Kräfte sind. Ende des Jahres hat er gesagt: „Der Januar ist für mich die Grenze: Wenn ein Spieler normal in die Vorbereitung nach der Winterpause startet und ein halbes Jahr alle Spiele macht, dann kann ich davon ausgehen, dass er in guter Form zu uns kommt.“ Alles andere bereite ihm Magenschmerzen. Demnach müsste Löw längst ein Fall für den Gastroenterologen sein.

Und es sind ja nicht nur die Verletzungen. Auch die Leistungen einiger Nationalspieler lassen derzeit zu wünschen übrig. Mesut Özil, Per Mertesacker und Lukas Podolski haben am Wochenende mit dem FC Arsenal 1:5 beim FC Liverpool verloren. Vor allem Özil bekam anschließend den geballten Spott der englischen Presse ab. „Özil ist einer der besten Spieler der Welt, wenn seine Mannschaft 2:0 führt“, schrieb der „Independent“, „aber wenn es andersherum steht, sollte man ihn besser nicht im Team haben.“

Auch für André Schürrle läuft es in London nicht mehr. Bei Chelseas 3:0-Sieg gegen Newcastle wurde er immerhin mal wieder eingewechselt – fünf Minuten vor Schluss. Schürrle stand in den jüngsten 16 Ligaspielen nur zwei Mal in der Startelf, sechs Mal kam er überhaupt nicht zum Einsatz. Max Kruse macht gerade ebenfalls eine schwierige Phase durch. Der Gladbacher war so etwas wie der Aufsteiger des Jahres 2013 und wird in der Scorerliste der Bundesliga immer noch weit oben geführt. In den vergangenen neun Spielen aber gelangen Kruse nur ein Treffer und eine Vorlage. Und von den Hamburgern Marcell Jansen und Heiko Westermann muss man gar nicht reden. Westermann, der Innenverteidiger, gewann am Samstag gegen Hertha BSC 22 Prozent seiner Zweikämpfe. Holger Badstuber hätte das vermutlich auch nicht schlechter gemacht. Nach mehr als einem Jahr Pause.

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