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Gestörte Freude. Barcelonas Torhüter Victor Valdez stört sich am provokanten Auftreten von Inters Trainer José Mourinho.

© AFP

José Mourinho: Barcelonas neuer Lieblingsfeind Inters Trainer Mourinho spielt den Provokateur

Nach dem Einzug ins Finale der Champions League genießt Inters Trainer José Mourinho seine Rolle als Provokateur und spricht von der "schönsten Niederlage" seines Lebens.

José Mourinho ist keiner, der Konflikte scheut. Im Gegenteil: Am liebsten geht der Trainer von Inter Mailand den Weg des größten Widerstands. Am Mittwochabend, beim Halbfinal-Rückspiel der Champions League in Barcelona, führte ihn dieser Weg gleich zwei Mal an jene Stelle, an der sich wie unter einem Brennglas alle Emotionen konzentrieren: den Mittelkreis im Camp Nou. Beim ersten Mal, eine knappe halbe Stunde vor Anpfiff, empfing ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert den Portugiesen, doch der schlenderte mit den Händen in den Hosentaschen auf und ab, als lausche er Vogelgezwitscher. Als er das zweite Mal das Allerheiligste des Camp Nou betrat, hatte sich Inter Mailand soeben durch eine 0:1-Niederlage den Einzug ins Finale gesichert, zum ersten Mal seit 1972.

Die Spieler der Italiener wälzten sich jubelnd auf dem Rasen, José Mourinho aber stieß die Zeigefinger in den Himmel, dorthin, wo die Inter-Anhänger saßen. Für Barcelonas Torwart Victor Valdes war das zu viel. Er packte den Trainer, schüttelte ihn, als gelte es den Frust der vergangenen 90 Minuten abzurütteln. Von den Rängen warfen katalanische Fans Plastikflaschen und Feuerzeuge. Schließlich setzten der Stadionwart die Sprinkleranlage in Gang. Für Mourinho wäre das nicht nötig gewiesen, der ließ die Hassbekundungen ebenso ungerührt an sich abprallen wie sein Team zuvor Barcelonas Angriffsversuche: „Luis Figo kann mir dankbar sein“, sagte er, „denn ab jetzt bin ich der offizielle Lieblingsfeind der Barcelonesen.“

Mit ultradefensivem Fußball hatte Mourinho Barcelonas Träume vom Finale im Stadion des Erzrivalen Real Madrid zunichte machen lassen: Nach dem 3:1 im Hinspiel und dem Platzverweis von Thiago Motta war das eine schlüssige Strategie, die den Katalanen, den Verfechtern des ewigen Ballbesitzes, wie blanker Hohn vorkam. Barcelonas Trainer Pep Guardiola bedankte sich staatsmännisch bei den Fans, verteidigte seine Spieler und überließ die Show Mourinho. Der überzog die Pressekonferenz genüsslich, um die „schönste Niederlage meines Lebens“ zu kommentieren, in einem Stadion, dem er auch eine schicksalsträchtige Freundschaft verdankt: die mit Louis van Gaal, dem Trainer des FC Bayern München, auf den er am 22. Mai im Finale treffen wird.

Kennengelernt haben sich die beiden Strategen Ende der Neunziger im Camp Nou. Barça hatte van Gaal als Trainer engagiert, Mourinho arbeitete damals zunächst als Übersetzer, wurde auf Wunsch des Niederländers aber bald sein Assistent. Noch heute sind sie regelmäßig in Kontakt, via SMS, und strafen so all jene Lügen, die behaupten, zwei Alphamännchen vertrügen sich nicht. Van Gaal, so teilte Mourinho mit, sei einer der Trainer, die er am meisten bewundere.

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