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Wesentlich dramatischer verlief der Ryder Cup zwischen den besten Golfern Europas und der USA. Die Amerikaner lagen im heimischen Medinah schon deutlich in Führung, doch am Ende jubelte Martin Kaymers Team. Der Deutsche steuerte den entscheidenden Punkt zum Sieg bei und wollte den Pokal anschließend gar nicht mehr loslassen.

© Reuters

Sport: Jubelschrei im Country Club

Golfer Martin Kaymer holt beim Ryder Cup den entscheidenden Punkt für die Europäer und krönt damit eine sensationelle Aufholjagd.

So kennt man Martin Kaymer nicht: Euphorisch, aufgewühlt, ein Golfprofi, der vor Begeisterung einem Teamkollegen in die Arme springt. Die extreme Anspannung beim Ryder-Cup-Finale vom Sonntag im Medinah Country Club bei Chicago aber sorgte selbst bei dem sonst so verhaltenen Deutschen für einen riesigen Jubelschrei: Da hatte der Düsseldorfer am 18. Grün in der Partie gegen Steve Stricker den entscheidenden Zwei-Meter-Putt zum Sieg von 1 auf verwandelt. Der insgesamt 14. Punkt für das Team Europa bedeutete gleichzeitig die Titelverteidigung im Ryder Cup. Letztlich gewann Europa gegen die USA 14,5 zu 13,5.

Schon einmal, 1991 in Kiawah Island, stand ein Deutscher vor einem kurzen Putt, der den Ryder Cup entscheiden sollte. Bernhard Langer versagte damals. „Ich habe an ihn gedacht“, rekapitulierte Kaymer später, „und ich habe gedacht, dass mir das nicht passieren wird.“

An einen Sieg der Europäer nach dem 6:10-Rückstand am Samstagabend hatte kaum jemand geglaubt. Zu unkonstant hatten sich die meisten Spieler die ersten zwei Tage präsentiert. Erst eine Aufholjagd von Ian Poulter am Samstagabend ließ offenbar auch die anderen Profis hoffen. Denn es gibt ein historisches Vorbild: 1999 drehten die Amerikaner einen 6:10-Rückstand. „Das war eine Kombination aus großartigem Spiel und dann vielleicht ein bisschen Druck für die Amerikaner“, kommentierte Sergio Garcia den unerwarteten Erfolg gegen die Amerikaner um Kapitän Davis Love III.

„Das war sicher nicht das, was wir erwartet hatten“, sagte dieser. Dreimal erreichten die Amerikaner das 17. Loch in dem sicheren Glauben, das Match zu gewinnen. Dreimal drehten die Europäer in letzter Minute die Partie. Ian Poulter gewann die zwei letzten Löcher zum 2 auf gegen Webb Simpson. Justin Rose lochte zuerst am 17. Loch aus zwölf, dann an Bahn 18 aus vier Metern gegen Phil Mickelson. Sergio Garcia schließlich reichten zwei Pars zum Erfolg gegen Jim Furyk.

Als Furyk das 18. Grün verließ, war die Erfolgswelle der Europäer bereits gestartet, fünf von ihnen beendeten ihre ersten Matches siegreich, obwohl Rory McIlroy seine Partie beinahe verpasst hatte, weil er sich in der Uhrzeit irrte. Dank eines Polizeiwagens vor dem Hotel schaffte es McIlroy aber doch noch pünktlich zur Partie gegen Keegan Bradley. „Wenn ich die anderen elf Jungs und die Kapitäne hätte hängen lassen, hätte ich mir das niemals vergeben“, sagte er später.

Nur drei US-Spieler konnten sich an diesem Sonntag der Entschlossenheit der Europäer widersetzen. Dustin Johnson besiegte Nicolas Colsaerts, Jason Dufner und Zach Johnson holten Punkte gegen Peter Hanson und Graeme McDowell. Zur tragischen Figur der Veranstaltung geriet der sieglose Tiger Woods, der mit 1auf gegen Francesco Molinari vom Fairway der 18. Bahn beobachtete, wie Kaymer den 14. Punkt holte, der das Unentschieden und damit die Titelverteidigung Europas bedeutete. 15 Minuten später stand Woods mit Molinari am Grün, beide mit einem Eineinhalb-Meter-Putt zum Par. Er schob ihn vorbei, schenkte dem Italiener den Putt und sicherte Europa damit jenen halben Punkt, der das Unentschieden in den Sieg verwandelte – und das „Wunder von Medinah“ perfekt machte.

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