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Deutschland-Spanien

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Jürgen Klinsmann: Von Wien nach München: Der neue Bayern-Chef und seine neue Mannschaft

Am Abend zuvor war Jürgen Klinsmann beim Finale in Wien. Tags darauf trat er in München an - mit einem völlig veränderten Trainer- und Betreuerteam.

Heute beginnt die neue Zeitrechnung beim FC Bayern. Und sie beginnt mit einem Versöhnungsangebot an die Fans. Gestern noch saß der ehemalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann beim EM-Endspiel in Wien auf der Tribüne. Ab heute nun will der neue Cheftrainer des FC Bayern die ersten sechs Trainingseinheiten in München zu öffentlichen Veranstaltungen machen. Viel zu verbergen gibt es ohnehin noch nicht. Ob Erholung von der südamerikanischen WM-Qualifikation, Urlaub oder Nach-Final-Party der Deutschen – Klinsmann stehen heute nur zwölf Profis zur Verfügung. Aber interessanter als die Spieler sind an diesem ersten Tag sowieso Klinsmanns Trainer- und Betreuerstab, die neue Mannschaft hinter der Mannschaft:

Martin Vasquez, 44 Jahre alt: Der US-Staatsbürger Vasquez ist gebürtiger Mexikaner. Das ist von Vorteil für Klinsmann, so kann er seine neuen Spanischkenntnisse Tag für Tag praktizieren. Zuletzt war Vasquez Kotrainer beim Erstligaklub Chivas USA, die gleiche Position wird er künftig bei den Bayern besetzen. Natürlich wird er mehr als ein Hütchenaufsteller. Klinsmann bezeichnet Vasquez als „ständigen Antreiber“. Der sagt von sich selbst, er stehe für „dynamischen, offensiven und vertikalen Fußball“. Klingt, als wäre künftig mächtig Leben auf dem Trainingsplatz. Die Fans werden das nach der ersten Kuschelwoche nur noch selten zu sehen bekommen.

Nick Theslof, 31: Der Mann ist nicht nur auffallend jung, er war sogar schon einmal Chef seines heutigen Chefs, acht Spiele lang, 2003. Theslof war Trainer des Viertligisten Orange County Blue Star in Kalifornien. Klinsmann spielte unter dem Pseudonym Jay Goppingen für den Klub, er schoss fünf Tore. Mittlerweile ist Theslof Präsident des Vereins und seit neuestem Klinsmanns zweiter Kotrainer. Er soll aber auch hin und wieder Spiele beobachten, wie 2006, als er vor der WM Zuarbeiter für Klinsmanns Ober-Spielbeobachter Urs Siegenthaler war.

Michael Henke, 51: Er ist die überraschendste Personalie. Mit den anderen Neuen hatte man nicht gerechnet, weil man sie nicht kennt oder weil man sie nicht (mehr) mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht hatte. Henke dagegen kennt man, und man bringt ihn mit dem FC Bayern der Vergangenheit in Verbindung – eigentlich eine schlechte Kombination, um bei Klinsmann angestellt zu werden. Henke war bisher der ewige Assistent von Ottmar Hitzfeld. Und wenn er einmal selbst Chef war, ging es schief (Kaiserslautern, Saarbrücken). Nach Ende der vergangenen Saison wurde er mit warmen Worten und Blumenstrauß verabschiedet. Nun ist er wieder da, wahrscheinlich auf Hitzfelds Empfehlung hin. Henke wird künftig vor allem vor dem Computer und in anderen Stadien sitzen, als Chefanalytiker und Leiter der Spielbeobachtung. Sozusagen Klinsmanns neuer Urs Siegenthaler.

Christian Nerlinger, 35: Auch ihn wird man eher im Anzug als auf dem Trainingsplatz sehen. Nerlinger ist ein echter „Roter“, er kam mit 13 Jahren zu den Bayern und blieb, bis er 25 war. Nerlinger ist eine kluge Besetzung für die neu geschaffene Position des Teammanagers, der sich um die organisatorischen Dinge abseits des Sportlichen kümmern wird. Er genießt das Vertrauen seines ehemaligen Mitspielers Klinsmann ebenso wie das der Vereinsführung und könnte somit als Puffer dienen, zwischen dem neuen Machthaber Klinsmann und dem Duo Hoeneß/Rummenigge, das künftig deutlich weniger zu sagen haben wird – und sich daran erst einmal gewöhnen muss.

Philipp Laux, 35: In der Klinsmannsprache, die alle seine Mitarbeiter schon sicher in Wort und Schrift beherrschen, ist am häufigsten die Rede davon, „die Spieler individuell weiterbringen“ zu wollen. Für die psychologische Komponente wird Philipp Laux zuständig sein. Der einstige Bundesligatorhüter und zuletzt Torwarttrainer in Hoffenheim hat nämlich gerade sein Psychologiestudium abgeschlossen und wird nun Teampsychologe.

Neu sind auch: Der Kanadier Darcy Norman, 36, und der Brasilianer Marcel Martins, 35, zwei Fitnessexperten aus dem Stall von Gummibandguru Mark Verstegen. Sie werden sich zusammen mit den in München schon bekannten Oliver Schmidtlein und Thomas Wilhelmi um Reha-Training und Physiotherapie kümmern. Und um alles, was geschundene Fußballerkörper sonst noch brauchen.

Sonst noch dabei: Hans-Jörg Butt, 34, der neue Torwart, soll ab Montag immer fleißig mittrainieren und – wenn es ernst wird – ohne Umstände den bisherigen Stammplatz der neuen Nummer eins Michael Rensing besetzen: die Reservebank. Noch nicht dabei sein wird der einzige andere Zugang, der bisher feststeht: Tim Borowski. Der muss sich noch im Urlaub von der EM erholen.

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