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Sport: Jürgen Röber: Wie am ersten Schultag

Ein bisschen wird es für die Profis von Hertha BSC heute so sein wie früher in der Schule am ersten Tag nach den Ferien: Wo warst du? Wann seid ihr wiedergekommen?

Ein bisschen wird es für die Profis von Hertha BSC heute so sein wie früher in der Schule am ersten Tag nach den Ferien: Wo warst du? Wann seid ihr wiedergekommen? Wie war das Wetter? Die Spieler des Berliner Fußball-Bundesligisten werden sich heute eine Menge zu erzählen haben. Allerdings geht es bei ihnen um ein weit ernsteres Thema: Wie hast du es erfahren? Von wem? Denis Lapaczinski sagt, dass er heute "mit großer Erwartung und sehr viel Spannung" zum Training fährt.

Zum Thema Fotostrecke I: Bilder der Saison 01/02 Fotostrecke II: Hertha Backstage Gestern am späten Nachmittag hat Hertha BSC die Trennung von Jürgen Röber und Kotrainer Bernd Storck bekannt gegeben. Heute um 15 Uhr werden Falko Götz und Andreas Thom zum ersten Mal das Training leiten. Die Entscheidung kam nicht überraschend. "Nach eingehenden Gesprächen zwischen Vertretern der Vereinsführung und Jürgen Röber, Bernd Storck sowie den Spielern sind alle Beteiligten und die Entscheidungsgremien des Vereins zu der Auffassung gelangt, dass, trotz einer sehr guten Vorbereitung, die Mannschaft gegenwärtig nicht in der Lage ist, die vorhandenen Potenziale abzurufen", heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Mannschaft wurde vom Verein gestern nicht mehr über den neuen Stand der Dinge in Kenntnis gesetzt. "Wenn ich nicht von Journalisten angerufen worden wäre, wäre ich am Donnerstag ahnungslos zum Training gefahren", sagt Rob Maas. Auch Stefan Beinlich, immerhin Mitglied im Mannschaftsrat, erfuhr die Nachricht von Journalisten, "aber ich würde lügen, wenn ich sage: Es ist aus heiterem Himmel gekommen". Denis Lapaczinski und Kostas Konstantinidis entdeckten die Nachricht vom Trainerwechsel zufällig im Videotext. Lapaczinski fühlte sich von der Entscheidung "etwas überrumpelt". Zumindest er hatte "noch nicht damit gerechnet".

Am Mittag nach dem Training hatte sich Manager Dieter Hoeneß mit Michael Preetz, Stefan Beinlich und Eyjölfur Sverrisson, den Vertretern des Mannschaftsrates, zusammengesetzt, um sich ein Stimmungsbild zu machen. Danach traf er sich mit Röber und Storck, anschließend informierte Hoeneß die Entscheidungsgremien des Vereins. "Ich hatte den Eindruck, dass Jürgen Röber die Notwendigkeit dieser Entscheidung voll eingesehen hat", sagt Herthas Manager. "Deshalb wurde sie auch einvernehmlich getroffen. Große Diskussionen haben sich gar nicht ergeben."

Kostas Konstantinidis glaubt, "Jürgen Röber ist stark genug, um das zu verkraften". Natürlich finde das keiner toll, sagt Stefan Beinlich, und vermutlich sei die Entscheidung auch nicht leicht gefallen, "aber wenn es uns als Verein und Mannschaft hilft, ist der Schritt okay." Was er über die persönliche Seite der Entscheidung denkt, "hat in der Zeitung nicht viel zu suchen". Denis Lapaczinski sagt, dass sich die Mannschaft einen besseren Abgang für Röber gewünscht hätte, "wir haben nicht gerade überragende Spiele gemacht".

Götz und Thom sollen nun retten, was noch zu retten ist. Vor dem ersten Training mit der Mannschaft werden die beiden neuen Trainer am Mittag bei einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Bis dahin wollen sich weder Götz noch Thom zu ihrer neuen Aufgabe äußern. "Wir freuen uns auf die Aufgabe", sagt Thom. "Alles Weitere bei der Pressekonferenz." Mannschaftskapitän Michael Preetz findet: "Die hauseigene Lösung mit Falko Götz hat sich angeboten." Sie hat sich vor allem deshalb angeboten, weil es zu ihr kaum eine vernünftige Alternative gab. Schon am 1. Juli wird Huub Stevens neuer Trainer bei Hertha werden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist folglich auch die Tätigkeit des Interimstrainers befristet.

Götz ist für viele Spieler kein Unbekannter. Einige haben mit ihm noch in einer Mannschaft gespielt, mit Andreas Thom sowieso. "Falko Götz kenne ich, weil ich nach einer meiner vielen Verletzungspausen unter ihm mit den Amateuren trainiert habe", sagt Rob Maas. Lapaczinski hat Götz und Thom kennen gelernt, als er Anfang der Saison in Herthas Oberliga-Mannschaft spielte. "Beide waren immer sehr offen zu mir."

Der Juniorennationalspieler glaubt, dass "die Mannschaft jetzt noch mehr gefragt ist. Wir müssen uns selbst aus dem Dreck ziehen." Die Mannschaft war auch nach der Winterpause gefragt, als es darum ging, die Spekulationen zu widerlegen, dass es mit dem angezählten Röber nicht mehr funktionieren könne. "Der Charakter der Mannschaft ist sehr gut", sagt Stefan Beinlich. In der Pressemitteilung des Vereins hieß es, mit dem Trainerwechsel solle "die Verkrampfung innerhalb der Mannschaft gelöst werden, um die minimale Chance, das Saisonziel zu erreichen, wahren zu können". Lapaczinski erwartet heute beim Training viele Zuschauer und viele Journalisten. "Man darf sich nicht verrückt machen lassen", sagt er. "Aber in den nächsten beiden Tagen wird das schwer sein."

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