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Sport: Jung, talentiert, erfolgreich

Bayer Leverkusens künftiger Calmund heißt Ilja Kaenzig

Leverkusen. Als Ilja Kaenzig im Frühjahr 1998 zum Vorstellungsgespräch bei der Fußballabteilung von Bayer Leverkusen war, überrollten ihn immer wieder die rhetorischen Kaskaden des Chefs. „Reiner Calmund hat ungefähr 90 Prozent der Zeit bestritten, ab und zu sprach ich, ja, und dann durfte der Kaenzig auch mal ein paar Sätze sagen“, sagt Andreas Rettig, der damals in Leverkusen arbeitete und heute Manager des 1. FC Köln ist. Irgendwann stand Calmund auf, klopfte dem jungen Schweizer auf die Schulter und stellte ihn auf rheinische Art ein: „Mensch, ich glaub, du bist’n juter Mann.“ Kaenzig sei schließlich ein fabelhafter Ruf als „sehr gewissenhafter und korrekter Typ“ vorausgeeilt, sagt Rettig, „er besaß glänzende Referenzen“. Der Vorstellungstermin war nur Formsache.

Kaenzig begann bei Bayer als Assistent Calmunds und „Leiter Nachwuchs“, nach einem Jahr wurde er zum „Koordinator Gesamtfußball“ befördert, einer zentralen Schaltstelle des Klubs, in der alle Informationen zusammenliefen. Seit Juli 2002 darf sich der erst 30-Jährige nun Manager nennen. „Ich bin ein Kaenzig-Fan“, sagt der Bayer-Sportbeauftragte Meinolf Sprink, der zwischen Konzern und Fußball-GmbH vermittelt. Kaenzig sei verlässlich, kompetent, analytisch, zielstrebig, und all das sei gepaart mit großem Fußballwissen. Und Geschäftsführer Calmund bezeichnet den stets zurückhaltenden Luzerner gar als „optimalen Nachfolger“ für seinen Posten, den Leverkusens Volkstribun 2007 aufgeben will. Er hat die organisatorischen und kaufmännischen Künste des jungen Funktionärs im Laufe der Zeit schätzen gelernt. „Der verhandelt viel besser und härter als ich“, sagt Calmund immer, wenn die Rede auf Kaenzig kommt. Der Jungmanager vertritt den Verein unter anderem in der G-14, der Interessenvertretung der wichtigsten europäischen Fußballvereine. „Das ist das Größte“, sagt Kaenzig, der auch hier von seinem Sprachtalent profitiert – neben Deutsch spricht er fließend Englisch, Französisch und Russisch.

Die vergangene Saison, in der sein Arbeitgeber fast abstieg und von der Presse reichlich Kritik einstecken musste, sei für ihn „sehr lehrreich“ gewesen, sagt Kaenzig, „denn erst nach Fehlern kann man sich in dieser Branche zurechtfinden“. Dabei waren ihm die Mechanismen im Journalismus auch vorher schon vertraut. Seit einem Jahrzehnt schreibt er nebenbei für Zeitungen in der Schweiz. Vorwiegend über „Länder, über die man sonst nichts liest“. Bolivien, die Färöer oder Andorra. „Wenn es mit dem Management nicht geklappt hätte, wäre es vielleicht der Fußballjournalismus geworden“, sagt Kaenzig, der stolz darauf ist, dass „die Fifa sogar einige Artikel für eigene Zwecke weiterverwertet hat“.

Es wäre keine Überraschung, würden beim Weltverband irgendwann in der Zukunft nicht nur seine journalistischen Qualitäten gewürdigt.

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