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Sport: Junge Fahrer machen weiter

Der Boden bebt, als die jungen Radprofis über das Kopfsteinpflaster am Markt in Altlandsberg donnern. Vom „berühmten Märkischen Kopfsteinpflaster“ ist die Rede.

Der Boden bebt, als die jungen Radprofis über das Kopfsteinpflaster am Markt in Altlandsberg donnern. Vom „berühmten Märkischen Kopfsteinpflaster“ ist die Rede. In dem fein restaurierten brandenburgischen Dörfchen ist man stolz, dass die 55. Tour de Berlin, immerhin das älteste Etappenrennen in Berlin, ausgerechnet in ihrem Ort gestartet wird. Alles könnte so schön sein: Der Bürgermeister ist da, die Sonne scheint und mit Jens Voigt gibt ein echter Berliner Radstar den Startschuss. Und doch liegt ein Schatten über diesem U-23-Weltcuprennen. Am Tag zuvor haben Erik Zabel und Rolf Aldag Doping gestanden und just in dem Moment, als Jens Voigt am frühen Freitagabend den Startschuss abfeuert, gibt sein Arbeitgeber Bjarne Riis im Fernsehen zu, ebenfalls gedopt zu haben. Doch so richtig will davon keiner was wissen. Die Fans wollen lieber Autogramme statt Erklärungen von Jens Voigt. Nur die vielen Journalisten deuten darauf, dass etwas anders ist als sonst. Sie wollen von Voigt eine Frage beantwortet haben. Hat er auch? Hat er nicht, sagt Voigt. Gerade für die Nachwuchsfahrer ist er so etwas wie das letzte Idol. Die gingen trotz des Rummels entspannt an den Start.

„Die vielen Geständnisse jetzt sind auch wichtig für den Radsport“, sagt Grischa Janorschke. Er fährt für das Team Milram, also jene Mannschaft, für die auch Erik Zabel unterwegs ist. Für Radfahrer seiner Generation sei Doping kein Thema, sagt er. Aber den Ruf des Radsports sieht er schon gefährdet: „Manchmal wird man blöd angemacht, nach dem Motto: Ihr seid doch eh alle gedopt.“ Norman Dimde ist in Altlandsberg ebenfalls am Start. Er fährt in der Nationalmannschaft des Bundes Deutscher Radfahrer, und für ihn ist es ein Tag wie jeder andere. „Die Doping-Geständnisse belasten mich nicht“, sagt er. Schließlich glaubt Dimde nicht, dass sich Sponsoren zurückziehen und die Nachwuchsförderung gefährden. Er kann dem Ganzen sogar etwas Positives abgewinnen: „Wenn jetzt immer mehr ältere Fahrer gestehen, gedopt zu haben, ist das für uns junge auch eine Chance in die Profiteams nachzurücken.“ Auch Günter Polauke, Präsident des Berliner Turn- und Sportclubs und für das Sechstagerennen verantwortlich, ist in Altlandsberg dabei. Für ihn ist es „ein zwiespältiges Gefühl, das dem Nachwuchsrennen jetzt so eine Aufmerksamkeit zugute kommt.“ Auch er glaubt nicht, dass die Nachwuchsförderung gefährdet ist. Aber eine kleine „Atempause“ würde dem Sport gut tun. „Das geht jetzt alles hopp hopp mit den Geständnissen, aber danach kann es nicht so weiter gehen.“ Er plädiert dafür, dass ARD und ZDF nur noch Ausschnitte von der nächsten Tour de France zeigen.

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