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Sport: Junge Union

Um in der Fußball-Regionalliga zu überleben, muss der Klub Nachwuchsspieler einsetzen

Berlin. Die letzte Regionalligasaison haben sie beim 1. FC Union noch in guter Erinnerung. Die Mannschaft wurde mit fünf Punkten Vorsprung Meister, stieg in die Zweite Bundesliga auf und stand am Ende der Saison sogar im Pokalfinale im Berliner Olympiastadion. Union verlor 0:2 gegen Schalke 04 und bekam jede Menge Komplimente. Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte, die Mannschaft werde in der Zweiten Liga eine gute Rolle spielen. Und bei Union träumten einige von zukünftigen Lokalderbys gegen Hertha BSC.

Drei Jahre später fällt der Blick in die Zukunft weniger euphorisch aus. Der Abstieg aus der Zweiten Liga steht fünf Spiele vor dem Saisonende so gut wie fest – sieben Punkte ist die Mannschaft schon von einem Nichtabstiegsplatz entfernt. Inzwischen wären die Berliner froh, wenn sie im nächsten Jahr überhaupt in der Regionalliga spielen dürften. Die Lizenz bekommt der Klub nur, wenn er bis zum 9. Juni die Auflagen der Deutschen Fußball-Liga erfüllt hat. „Wir müssen jetzt Sponsorenverträge, die mündlich zugesagt worden sind, zu Papier bringen“, sagt Unions Sprecher Lars Töffling. „Dann müssen wir sehen, wie die Liga die Unterlagen beurteilt.“ Im schlimmsten Fall droht Union der Absturz in die Oberliga.

Das größte Problem des Abstiegs sind die fehlenden Einnahmen. Die Fernsehgelder würden von rund 3,5 Millionen Euro in der Zweiten Liga auf 370 000 in der Regionalliga sinken. Die Absteiger aus der Zweiten Liga verlieren ihre Haupteinnahmequelle, während sich die festen Kosten kaum verändern. Eine Situation, die Babelsberg 03 im vergangenen Jahr fast in den Ruin getrieben hätte.

Union muss nun die Personalgelder senken. Mit Ausnahme von vier Verträgen laufen alle im Fall des Abstiegs aus. „Für uns ist das ein Vorteil. Anstatt hohe Fixkosten in die neue Saison hinüberzuschleppen, haben wir die Möglichkeit, einen Kader mit jungen, billigeren Spielern aufzubauen“, sagt Töffling. So soll der Etat von 6,2 Millionen auf etwa zwei Millionen Euro gesenkt werden. Dass Union bei dieser Summe nicht mit dem Wiederaufstieg rechnen kann, ist Töffling bewusst: „Für die Regionalliga ist das ein durchschnittlicher Wert. Den Aufstieg wird man damit nicht unbedingt anpeilen können.“

Rolf Hempelmann kennt diese Situation. Der Präsident von Rot-Weiß Essen ist mit seinem Klub in den vergangenen zwei Jahren jeweils knapp am Aufstieg gescheitert, jetzt steht die Mannschaft aussichtsreich an der Tabellenspitze. „Einen Regionalliga-Etat zusammenzustellen, ist ein Krampf“, sagt Hempelmann. Um Kosten zu sparen, setzt der Klub auf junge, entwicklungsfähige Spieler. Eine Lösung, die sich auch der Deutsche Fußball-Bund wünscht. Er schreibt vor, dass unter den 18 Spielern auf dem Platz und der Ersatzbank mindestens vier deutsche Spieler jünger als 24 Jahre sein müssen. Gute Jugendarbeit allein reicht den Sponsoren aber nicht. Sie verlangen Erfolge. Das hat auch Hempelmann nach zwei verpassten Aufstiegen erkennen müssen: „Wenn der Verein stagniert, wird es ganz gefährlich.“

Ob Union überhaupt Spieler aus den Jugend- und Amateurmannschaften in die erste Mannschaft integrieren kann, ist zweifelhaft. Die zweite Mannschaft spielt in der Landesliga, die A-Jugend ist Neunter der Regionalliga – hinter Hertha Zehlendorf und dem FSV Bentwisch.

Steffen Hudemann

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