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Der Schuss geht nach hinten los. Schalkes Torhüter Timo Hildebrand (r.) drischt den Abschlag gegen das Bein von Samuel Eto’o. Von dort prallt der Ball ins eigene Tor. Foto: AFP

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Sport: Kabarett von Hildebrand

Schalkes Torwart leitet mit einem kuriosen Fehler die 0:3-Niederlage beim FC Chelsea ein.

London - Timo Hildebrand schaute immer wieder zu Boden und konnte seinen Aussetzer nicht fassen. Hätte er sich unsichtbar machen können, hätte er das wohl am liebsten getan. Mit seinem kuriosen Fehler hatte der Torhüter die 0:3 (0:1)-Niederlage des FC Schalke 04 beim FC Chelsea eingeleitet. Der 34-Jährige dürfte der traurigste Mann des ganzen Abends gewesen sein. „Da fühlt man sich sehr einsam“, sagte Hildebrand, „es ist bitter, dass ich die Niederlage eingeleitet habe und tut mir leid für die Truppe und den Verein.“ Die Schalker bleiben aber trotz dieses Rückschlages an der Stamford Bridge mit sechs Punkten weiter im Rennen um den zweiten Platz der Gruppe E. In den beiden verbleibenden Partien gegen Steaua Bukarest und dem FC Basel müssten sie allerdings punkten, um das Achtelfinale noch zu erreichen.

Es war erstaunlich, wie mutig, diszipliniert und einsatzfreudig Schalke das Spiel begonnen hatte. Während die Engländer beinahe 15 Minuten benötigten, um in die Partie zu finden, waren die Schalker vom Anpfiff an wach. Sie waren in der Anfangsphase die eindeutig bessere Mannschaft und hätten ihre Überlegenheit nur noch krönen müssen. Julian Draxler hatte nach fünf Minuten die Führung auf dem Fuß, sein Schuss von der Strafraumgrenze verfehlte das Tor nur um wenige Zentimeter. Und nur einige Sekunden danach war es Adam Szalai, der das Ziel ebenfalls nur um ein winziges Stück verfehlte. Der FC Chelsea hatte Mühe, sich zu finden. Trainer José Mourinho hatte sein Team aus Verärgerung über die Niederlage in Newcastle in der heimischen Liga ein paar Tage zuvor gleich auf fünf Positionen verändert. Und die hinein rotierten Spieler wie André Schürrle fanden sich lange Zeit kaum zurecht. Die Schalker machten ihnen mit ihrer defensiven Grundhaltung und ihrem schnellen Konterspiel das Leben schwer. Erst als André Schürrle mit einem Freistoß aus 25 Metern Torentfernung Torhüter Timo Hildebrand nach 20 Minuten zu einer Glanzparade zwang, war Chelsea besser in der Partie, auch wenn die Schalker aus dem Spiel heraus keine Tormöglichkeit zuließen.

Doch dann kam Hildebrands Fehler. Nach einem Rückpass wartete er so lange, bis Samuel Eto'o ihm so nah kam, dass er den versuchten Abschlag abblocken konnte und der Ball zur 1:0-Führung der Londoner ins Tor trudelte. „Ich dachte, ich hätte mehr Zeit“, sagte Hildebrand später. Dieser kuriose Gegentreffer hinterließ Spuren bei der Mannschaft von Trainer Jens Keller. Vor allem verhöhnten die 42 000 Zuschauer den Schalker Torhüter in der Folge bei jedem seiner Ballberührungen mit einem lautstarken Raunen. Die Schalker verteidigten zwar weiter sehr konzentriert, allerdings gelang ihr kaum noch ein Entlastungsangriff. Nach der Pause keimte noch einmal kurz Hoffnung auf, doch Draxler scheiterte mit seinem Distanzschuss nach 52 Minuten an Chelsea-Torhüter Petr Cech. Das war allerdings die letzte gelungene Offensivaktion der Schalker in dieser Partie, auch weil Draxler angeschlagen ausgewechselt werden musste. Und nur zwei Minuten nach der Schalker Möglichkeit war es dann erneut Samuel Eto'o, der die zu weit aufgerückten Schalker nach einem Konter bestrafte und das 2:0 und für die Vorentscheidung sorgte.

Hildebrand parierte mit einer sehenswerten Parade zwar noch einmal einen Schuss von Schürrle, allerdings konnte der Torhüter seinen Fehler, der die Wende des Spiel zu Ungunsten der Schalker einleite, an diesem Abend einfach nicht mehr wettmachen. Beim 3:0 durch Demba Ba, einst in Hoffenheim aktiv, war Hildebrand dann machtlos. Jörg Strohschein

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