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Sport: Kämpfen und wackeln

Florian Mayer verliert sein Einzel im Davis-Cup gegen Kroatien, Philipp Kohlschreiber gleicht aus

Vor Auswärtsspielen im Davis-Cup verspüren die meisten Tennisspieler ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Die heimischen Zuschauer peitschen die eigene Mannschaft meist mit ohrenbetäubendem Lärm nach vorne, bejubeln dabei jeden Fehler, den man selber macht, und sorgen drei Tage lang für eine hitzige Atmosphäre wie in einem Fußballstadion. Es sind Erfahrungen, die durchaus beängstigend sein können, auch wenn diesen Anflug von Schwäche kein Spieler zugeben würde. „Angst darf man nicht haben“, sagte deshalb auch Florian Mayer vor dem Erstrundenduell mit Kroatien, „aber leicht wird es bestimmt nicht vor diesen Zuschauern, das ist sicher.“

Zumindest, was die Fans betraf, hatte sich Mayer getäuscht. Als er am Freitag gemeinsam mit seinen deutschen Teamkollegen und den kroatischen Gastgebern den Court im Dom Sportova in Zagreb betrat, saßen nicht einmal 200 Zuschauer auf den Holztribünen. 3500 hätten Platz gehabt in diesem kleinen, abgeteilten Bereich der Sportarena, die gesamte Halle fasst bis zu 6000 Zuschauer. Doch auch vor fünf Wochen hatten sich nur etwa 2000 Fans für Tennis interessiert. Die Kroaten erleben ein ähnliches Phänomen wie die Deutschen nach der Becker-Ära: Auch hier gibt es viele, die sagen, damals mit Goran Ivanisevic sei alles noch besser gewesen. Dabei hätten sie mit dem 22-jährigen Marin Cilic doch eigentlich einen vielversprechenden Nachfolger für den Wimbledonsieger aus dem Jahr 2000 gefunden.

Als die Partie zwischen Mayer und Cilic beendet war, hatten sich immerhin gut 1000 Zuschauer eingefunden, ein wenig trostlos wirkte die Szenerie dennoch. Für die Handvoll deutscher Anhänger hatte sich die Reise nach Zagreb jedoch gelohnt, denn Mayer lieferte trotz seiner 6:4, 0:6, 6:4, 3:6 und 1:6-Niederlage gegen den favorisierten Cilic einen fulminanten Auftakt. Philipp Kohlschreiber sorgte hinterher mit seinem Sieg im zweiten Einzel gegen Ivan Dodig für den 1:1-Zwischenstand nach dem ersten Tag.

„Ich traue mir jetzt zu, jeden Spieler zu schlagen“, hatte der ehemals so schüchterne Bayreuther Mayer schon im Vorfeld selbstbewusst verkündet. Und das neue Zutrauen war nicht unbegründet. Zweimal hatte Mayer Cilic bisher ohne Satzverlust geschlagen. Daher begann er auch mutig, streute geschickt seine ungewöhnlichen Slice- und beidhändigen Stoppbälle ein und brachte den schlaksigen Cilic in Bewegung. Der rettete sich vor allem über seine extrem schnellen Aufschläge von durchschnittlich 215 km/h – und auch auf den Rängen wurde es am Ende lauter. Mayer unterliefen mehr Fehler, er stemmte sich mit aller Kraft, aber vergebens, gegen die Niederlage. „Ich bin sehr enttäuscht. Aber die Chancen stehen weiter 50:50, dass wir gegen Kroatien gewinnen“, sagte Mayer.

Kohlschreiber, die deutsche Nummer eins, wackelte danach gegen Dodig heftig – doch fiel nicht. Nach gutem Beginn brach Kohlschreiber ein gegen einen Gegner, der keinen Ball verloren gab und dabei noch hammerhart aufschlug. Im vierten Satz schien bereits alles vorbei, Kohlschreiber wehrte aber im Tiebreak einen Matchball ab und kämpfte sich furios zurück. Mit seinem 6:4, 3:6, 4:6, 7:6 und 6:4-Sieg hielt er die deutsche Mannschaft mit 1:1 am Leben.

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