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FC Liverpool - Birmingham City  0:0

© dpa

Kämpfender Techniker: Hertha holt Woronin

Andrej Woronin kommt nach Berlin – Hertha leiht den Ukrainer bis zum Saisonende vom FC Liverpool aus.

Modebewusst war er schon immer, der Andrej Woronin. Es sah etwas skurril aus, wenn der Mann mit dem langmähnigen Blondschopf in Stiefeln aus Krokodilleder und abenteuerlichen Mänteln durch Köln oder Leverkusen stapfte. Er ist halt einer, der auffällt, der Stürmer aus der Ukraine – auch auf dem Fußballplatz. Woronin ist ein Kämpfer, ein Arbeiter und ein ganz passabler Techniker. Insofern kann sich Hertha BSC wohl auf eine Verstärkung freuen, die ein wenig Stimmung ins Spiel des Berliner Bundesligisten bringt, was ja nach dem 1:4 bei Bayern München am Sonntag auch nötig scheint: Gestern verpflichteten die Berliner wenige Stunden vor Transferschluss den 29 Jahre alten Ukrainer bis zum Saisonende vom FC Liverpool.

Hertha hatte noch einen offensiven Mann gesucht, weil sich Amine Chermiti schwer am Knie verletzt hatte. Der Tunesier fällt mindestens zwei Monate aus. Woronin sollte allerdings mehr als ein Ersatz für Chermiti sein, der in Berlin in der noch jungen Bundesliga-Saison bislang kaum etwas zeigen konnte. Um so größer ist bei Herthas Manager die Freude auf Woronin. „Wir haben hart daran gearbeitet“, sagte Dieter Hoeneß gestern. „Für Hertha ist die Verpflichtung Woronins eine sehr gute Sache.“

Doch wie gut ist Woronin wirklich? Das England-Abenteuer des ukrainischen Nationalspielers, den sie in der Heimat schon fast auf einer Stufe Andrej Schewtschenko gesehen hatten, verlief wie bei seinem Landsmann – kürzlich ging Schewtschenko vom FC Chelsea zum AC Mailand zurück – unglücklich. Ohnehin wurde Woronins Karriere von Schwankungen und Pech begleitet. Bei der WM 2006 schied er mit einer Knieverletzung aus.

In Liverpool hat Woronin noch einen Vertrag bis 2011, dort soll er fast fünf Millionen Euro im Jahr verdienen. Hertha dürfte nun einen großen Teil davon zahlen. Denn die Engländer leihen ihn an die Berliner aus, nachdem er für sie nur sechs Tore in 27 Spielen erzielt hatte. Dass Andrej Woronin es besser machen kann, hat er in der Bundesliga schon bewiesen. Bereits 1997 debütierte Woronin mit 18 Jahren bei Borussia Mönchengladbach. Seinen Durchbruch hatte er jedoch später beim FSV Mainz eine Klasse tiefer. Dort schoss er in der Saison 2002/2003 20 Treffer, bevor der Lieblingsschüler von Trainer Jürgen Klopp zum 1. FC Köln in die Bundesliga wechselte – und abstieg. „Es war nicht gerade meine beste Zeit“, sagte er später. Dafür war er dann in Leverkusen drei Jahre lang recht erfolgreich.

Im Februar 2007 hatte Woronin seinen Wechsel zum FC Liverpool angekündigt. Zuletzt saß er dort nicht einmal mehr auf der Bank. Und weil der englische Rekordmeister nun auch noch den Iren Robbie Keane für 25 Millionen Euro von Tottenham Hotspur verpflichtet hatte, sah es schlecht aus für Woronin. Erst vor wenigen Tagen sagte er der „Bild-Zeitung“: „Ich gehe nicht irgendwo hin. Es muss passen.“ Das also ist nun eine große Wertschätzung für Hertha.

Die Berliner hatten Woronin am Montagmittag in letzter Minute auf die Transferliste setzen lassen und am späten Abend die Verpflichtung vermeldet. Kommende Woche kann Woronin nun im Olympiastadion auflaufen – zum zweiten Mal in dieser Saison. Im Juli hat er dort nämlich schon gespielt – noch für Liverpool und gegen die Berliner. Trotz guter Leistung scheiterte er mit einem Elfmeter an Hertha-Torwart Christian Fiedler. Das Spiel endete 0:0. Kommende Woche gegen Wolfsburg darf es da ein wenig mehr sein für Hertha – mit Woronin und vielleicht noch mit weiterer Verstärkung aus England: Hertha stand noch mit dem 19 Jahre alten offensiven Mittelfeldspieler Felipe Caicedo von Manchester City in Verhandlungen. Er war gestern zur medizinischen Untersuchung in Berlin. Bis kurz vor Transferschluss um Mitternacht verkündete Hertha aber keinen zweiten Zugang.

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