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Sport: Kahn hält Bayern auf

Zwei Fehler des Torwarts beim 2:2 gegen Köln

Stephan Lehmann ist normalerweise laut, sehr laut. Doch gestern Nachmittag gegen 15.45 Uhr flüsterte der Stadionsprecher des FC Bayern nur noch in sein Mikrofon: „Zwölfte Minute, liebe Zuschauer, und es ist kein Aprilscherz, auch wenn der Torschütze Scherz heißt.“ Gemeint war die Kölner Führung beim FC Bayern München. Letztlich hieß es zwar 2:2 (2:2) beim Gastspiel des Tabellenletzten beim Spitzenreiter, doch auch das war eine Überraschung.

„Das wird ein gefährliches Spiel, weil der Gegner fast abgeschlagen ist“, hatte der Münchner Trainer Felix Magath vor der Partie gewarnt, „solche Mannschaften spielen dann einfach mal drauflos.“ Er sollte Recht behalten. Und einen großen Anteil an dem couragierten Auftritt der Kölner hatte Markus Feulner, der nach einem Kreuzbandriss erstmals wieder spielte – direkt von Beginn an. Das Risiko des Kölner Trainers Hanspeter Latour sollte sich zügig auszahlen. Nach zwölf Minuten flankte Lukas Podolski nach innen, Scherz köpfte aus spitzem Winkel aufs Tor, und auf der Torlinie traf Feulner zur Kölner Führung. Doch der Treffer, den Stadionsprecher Lehmann fälschlicherweise Scherz zuordnete, hätte nicht zählen dürfen: Der Torschütze stand im Abseits. „Wenn der Schiedsrichter den Treffer nicht gibt, muss er den anderen geben“, sagte Feulner. Der Kölner meinte die Vorkommnisse eine Minute später, in der zwar kein Tor fiel, der Münchner Nationalverteidiger Philipp Lahm aber einen Schuss von ihm mit der Hand auf der Linie klärte. „Ganz klar Hand“, sagte Lahm nach dem Schlusspfiff. Die wüsten Proteste der Kölner während des Spiels hatten nichts geholfen.

So kam Bayern eine Viertelstunde später zum Ausgleich durch einen schönen Weitschuss von Willy Sagnol. Doch der Aufsteiger ging nur wenig später erneut in Führung: Albert Streit schoss aus reichlicher Entfernung aufs Tor, der Ball sprang vor Oliver Kahn auf und an ihm vorbei in die Maschen. Der Nationaltorhüter sah dabei – wie schon beim ersten Kölner Treffer, als er die Flanke unterlief – nicht gut aus. Als Erklärung diente nach dem Abpfiff eine Rippenprellung, die Kahn in der Woche zuvor gegen Duisburg erlitten hatte. „Es wäre besser gewesen, er hätte nicht angefangen“, befand Bayern-Trainer Magath hinterher: „Er wollte unbedingt spielen. Aber das zeigt, dass man sich mit so etwas keinen Gefallen tut.“

In der Halbzeit blieb Kahn dann aber in der Kabine, Michael Rensing kam für den 36-Jährigen. Doch die 45 Minuten zuvor fühlten sich nach dem Abpfiff wie eine Vorentscheidung im Fernduell um die Nummer eins im deutschen Tor an – auch wenn Kahn Beistand von oberster Vereinsseite erhielt: „Die ganze Jagd auf diesen Posten treibt solche Blüten wie heute“, sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß, „die Vereine sind dann die Leidtragenden.“ Bayern war zwar prompt nach der Kölner Führung wieder der Ausgleich durch Roy Makaay geglückt, doch dabei blieb es. Ein Gewaltschuss von Michael Ballack eine Viertelstunde vor dem Ende war von FC-Torwart Bade abgewehrt worden, ein Freistoß des eingewechselten Mehmet Scholl ging ans Außennetz.

Den Schlusspfiff erlebte Oliver Kahn schon nicht mehr im Stadion. Bereits zehn Minuten vor dem Spielende hatte er sich auf den Heimweg gemacht. Und verpasste so auch den Jubel der Kölner. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft“, sagte Trainer Latour, „der Punkt wurde nicht nur erkämpft, sondern auch erspielt.“ Dessen Wert aber bei weiterhin acht Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz fraglich ist.

Moritz Küpper[München]

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