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Sport: Kahn hat es kommen sehen

Bayern München verliert bei Arminia Bielefeld 1:2 – das ist die erste Saison-Niederlage für den Meister

Zum Schluss gab Thomas von Heesen Order, „das Pfund rauszuholen“. Freistoß in der 83. Minute. Halblinks, zwanzig Meter vom Tor entfernt. Der Trainer pfiff Jörg Böhme zurück und bestimmte Jonas Kamper zum Schützen. Der Däne, zu Saisonbeginn gekommen, habe den härtesten Schuss in der Bundesliga. Nur das wisse noch keiner. „Seine Bälle flattern unheimlich. Seine Schüsse kennt man noch nicht. Das war eine kleine Überraschung“, sagte der Trainer und amüsierte sich über den im Training immer wieder geübten Coup. Die Überraschung war perfekt: Der stramme Jonas-Schuss schlug im Torwinkel ein. Arminia Bielefeld besiegte den FC Bayern München mit 2:1 (1:1). Schon den Ausgleich hatten die Bielefelder mit einer Freistoß- Variante erzielt. Jörg Böhme schoss hoch in den Strafraum, Artur Wichniarek stieß den Ball hinter dem Rücken von Lucio und Sagnol mit dem Kopf ins Tor.

Der Deutsche Meister schien zunächst dort weiterzumachen, wo er am Mittwoch in der Champions League beim 4:0 gegen Moskau aufgehört hatte. Mark van Bommel brachte in seinem ersten Bundesligaspiel schon nach sechs Minuten die Münchner in Führung. Die Bayern bestimmten das Spiel souverän und beherrschten den unsicheren Gegner. „Zwanzig Minuten haben wir guten Fußball gespielt“, sagte Bayerns Trainer Felix Magath. Dann kam der „ganz entscheidende Bruch“. Owen Hargreaves, Tempobolzer und Mittelfeldorganisator, humpelte nach einem Foul von Thorben Marx vom Platz. „Laut erster Diagnose Wadenbeinbruch“, teilte Magath besorgt mit. Mit Demichelis für Hargreaves gingen nicht nur die Ordnung und die Struktur des Spiels der Bayern verloren, sondern auch die Entschlossenheit, das zweite Tor zu erzielen. Mit dem Ausgleich schöpfte hingegen die Arminia frischen Mut, fand Selbstbewusstsein und begegnete der spielerischen bayrischen Überlegenheit mit kämpferischer Leidenschaft.

Chancen waren da nach der Pause für Magaths Mannschaft. Doch Claudio Pizarro traf mit einem Kopfball nach knapp einer Stunde nur die Latte und scheiterte später mit einem Schuss am prächtig reagierenden Torhüter Mathias Hain. Das Eckenverhältnis nach einer Stunde von 12:1 besitzt Aussagekraft für die offensive Spielweise der Bayern, aber auch für deren Larafari.

Die Konter der Arminen, vor allem nach der Einwechslung des quirligen Ioannis Masmanidis, wirkten gefährlicher als das behäbige Angriffsspiel des Favoriten. So stand Oliver Kahn in der Schlussphase nach einer der vielen Nachlässigkeiten seiner Vorderleute Lucio und van Buyten allein Wichniarek gegenüber und verhinderte schon hier mit einer reaktionsschnellen Fußabwehr den Rückstand. „Es hat sich abgezeichnet“, sagte der Kapitän der Bayern. Als hätte er es geahnt. „Wir haben in der zweiten Halbzeit nicht mehr zwingend gespielt und viele Fehler gemacht.“ Kahn forderte: „Wir entwickeln einen Stil, den wir überdenken sollten. Neunzig Minuten lang nach vorne spielen, geht nicht. Man muss auch mal das Spiel beruhigen, Ball und Gegner laufen lassen.“

Für Felix Magath war die Niederlage in einer Champions-League-Woche normal. „Das erleben wir jedes Jahr. Durch das Engagement und die Leidenschaft des Gegners kommen solche Ergebnisse dann zustande“, sagte er.

Hartmut Scherzer[Bielefeld]

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