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Sport: Kampf gegen den Status quo

Die Situation ist ebenso ungewöhnlich wie undankbar. Vor knapp zwei Monaten haben die Berliner Eisbären ihren Trainer gewechselt.

Die Situation ist ebenso ungewöhnlich wie undankbar. Vor knapp zwei Monaten haben die Berliner Eisbären ihren Trainer gewechselt. Der renommierte Kanadier Pierre Pagé ersetzte den bodenständigen Füssener Uli Egen. Mit dem Hauch der großen weiten Eishockey-Welt sollte beim EHC sportlicher Erfolg einziehen. Die Bilanz vor den letzten drei Spielen der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) fällt nüchtern aus: Die Berliner liegen auf Platz neun, wie damals unter Egen. Noch immer weiß niemand, ob es am Sonntag nach dem 60. Saisonspiel zum Einzug in die Play-offs reichen wird. Dazu kommt, dass die Mannschaft ohne ihren Lotsen auskommen muss. Denn Pierre Pagé kann seinen Spielern zurzeit nur beschränkt helfen. Der Trainer liegt wegen einer fiebrigen Entzündung im Ohr im Krankenhaus.

Am Sonnabend, vor dem Spiel in Schwenningen, hatte Pagé seine Mannschaft ums Krankenbett versammelt, um ihr Instruktionen mit auf den Weg zu geben. Diesem Erlebnis aber konnten die Spieler nicht allzu viel abgewinnen. "Vielleicht hätten wir das lieber lassen sollen", sagte Mannschaftskapitän Marc Fortier. Vielleicht aber war es gerade der Anblick des erkrankten Trainers, der mit seiner Schockwirkung neue Kräfte bei den Eisbären freisetzte. Jedenfalls rissen sich Fortier und seine Kollegen im Spiel bei den Schwenninger Wild Wings zusammen und holten beim 3:1-Sieg drei wichtige Punkte. "Es ist doch so, dass wir hier jetzt alle zusammenrücken müssen und genau wissen, was Pierre will und das auch umsetzten", sagte Kotrainer Hartmut Nickel. Den Sieg erkämpften die Eisbären in einer aussichtslos erscheinenden Situation in den letzten Spielminuten mit einem Tor in Unterzahl. "Jeder Spieler weiß jetzt, worum es geht", hat Manager Peter John Lee festgestellt.

Ähnlich wie sein Manager wird vermutlich auch Pagé vom Krankenbett aus urteilen, wenn er sich die Videoaufzeichnung vom Spiel am Sonntag anschaut. Die Freude über das Erfolgserlebnis dürfte aber auch beim Trainer gedämpft ausfallen: Am Status quo hat sich für die Eisbären mit dem 3:1 von Schwenningen nichts geändert, die Konkurrenz um die Play-off-Ränge hat ebenfalls gewonnen. Die Berliner sind weiter Neunter, müssen heute bei den Krefeld Pinguinen wieder beweisen, dass sie in die Play-offs wollen.

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