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Sport: Kampf nach dem Schreck

Nach schwachem Beginn ringen die deutschen Handballer bei der EM die Ukraine 36:22 nieder

„Ich möchte endlich mal eine Medaille gewinnen“, sagte Andrej Klimowets nach der Vorrunde der Handball-Europameisterschaft. Nach dem 36:22 (15:13) im ersten Hauptrundenspiel gegen die Ukraine bleibt die Minimalchance für ihn und das deutsche Team zumindest noch erhalten. Mit 3:3-Punkten haben die Deutschen in der Hauptrundengruppe I nunmehr eine bessere Ausgangsposition. Die übrigen Spiele dieser Gruppe zwischen Slowenien und Frankreich sowie Polen und Spanien fanden erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe statt.

Gegen die Ukraine war es erneut der gebürtige Weißrusse Klimowets, der erst seit dem 21. September 2005 einen deutschen Pass besitzt, der seine Mitspieler zum Sieg mitriss. Diesmal nicht wie in den Spielen zuvor als Vollstrecker am Kreis, sondern als Antreiber in der Deckung, Erst in der 52. Minute erzielte er seinen ersten Treffer, den 19. bei dieser EM und den 54. als Deutscher. „Er ist immer voll da, auch Konditionsprobleme kennt Andrej nicht“, lobte Bundestrainer Heiner Brand den 31-Jährigen. Nach 112 Länderspielen ohne große internationale Erfolge für sein Geburtsland war das EM-Spiel gegen die Ukraine für Klimowets erst das 14. im DHB-Trikot. Wie wichtig die Deckung für den Erfolg gegen die Ukraine sein würde, hatte Brand bereits nach dem ersten Videostudium über den Gegner geahnt: „Ich war richtig erschrocken, als ich die Rückraumspieler sah.“

Tatsächlich setzte der international nicht gerade erstklassige Kontrahent die Deutschen enorm unter Druck. Nur dem Kieler Torhüter Henning Fritz war es letztlich zu verdanken, dass die Deutschen zur Halbzeit führten. Von 25 Würfen hielt er zwölf, darunter auch drei Siebenmeter und einen direkten Nachwurf. Vor allem mit einem Spieler hatte die deutsche Deckung große Probleme: Sergej Schelmenko aus Saporoschje. Der 22-Jährige wird derzeit von einem halben Dutzend Bundesliga-Managern verfolgt, die ihn gerne verpflichten würden.

Im bisher schwächsten Auftritt in der St. Jakobshalle von Basel vor 2000 Zuschauern offenbarte das DHB-Team 30 Minuten lang vor allem Angriffsschwächen. Die Anspiele an den Kreis auf Klimowets und später Sebastian Preiß aus Lemgo kamen gegen den dichten 6:0-Riegel der Ukraine nicht an, zudem ließ Heiner Brand den Kieler Christian Zeitz auf der Wechselbank. Er war zuvor unglücklich auf den Kopf gefallen. Wen der Bundestrainer auch einwechselte, das Spiel der Deutschen lief weiterhin statisch ab.

Gut, dass sich der in den vorangegangenen drei Spielen enttäuschende Rechtsaußen Florian Kehrmann aus Lemgo auf seine Torgefahr besann. Insbesondere bei schnellen Kontern erhöhte er das Trefferkonto des Titelverteidigers. Mit neun Toren wurde er nicht nur erfolgreichster Werfer der Deutschen, er erhielt auch nach dem Abpfiff die Auszeichnung als bester Spieler seines Teams.

Erst als die Ukraine mit Beginn der zweiten Halbzeit im Angriff nachließ, lief es besser für den Favoriten. Beim 24:15 in der 46. Minute durch Michael Kraus aus Göppingen war die Vorentscheidung gefallen. Der Bundestrainer schonte bereits Oliver Roggisch, der nach zwei Zeitstrafen rotgefährdet war, und später auch Hens. Dennoch wurde beim 28:18 (50.) die erste Führung mit zehn Toren erreicht. Den Erfolg aber wollte vor dem heutigen Spiel gegen Vize-Europameister Slowenien (15.15 Uhr, live im ZDF) niemand überbewerten. Dafür lief in der ersten Halbzeit zu wenig zusammen. „Am Kampfgeist musste ich keine Abstriche machen“, sagte Heiner Brand, „der hat erneut gestimmt.“ Sonst wäre der gestrige Erfolg auch gar nicht möglich gewesen.

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