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Sport: Kampf um kostbares Prestige

Kiel empfängt Flensburg zum zweiten Finale der Handball-Champions-League

Nein, sagt Jan Holpert, dieses eine Bild hat gereicht. Diese Fotografie, die den 38-jährigen Handballtorhüter der SG Flensburg-Handewitt mit geweiteten Augen zeigt, kurz nach jenem Gewaltwurf von Christian Zeitz, der ihn mit etwa 120 Stundenkilometern aus rund drei Metern am Kopf traf, im Hinspiel des Champions-League-Endspiel am Sonntag gegen den THW Kiel (28:28). „Ich bring dich um“, brüllte Holpert dreimal, nur mühsam zurückgehalten von den Kollegen. In diesem Moment war er nicht er selbst. „Als ich das Foto in der Zeitung sah, war ich selbst von mir erschrocken“, berichtete Holpert in den Tagen danach. „Es war keine Absicht, Christian wollte mir nicht die Birne vom Hals schießen“, weiß der 245-malige Nationalspieler.

Überhaupt bemühten sich beide Klubs fast schon krampfhaft, vor dem heutigen Rückspiel in der Kieler Ostseehalle (17.30 Uhr, live bei Eurosport), die im Hinspiel erhitzten Gemüter zu kühlen. Rhetorische Feuerwerke, wie sie sonst üblich sind vor den Duellen der beiden verfeindeten Lokalrivalen, unterblieben jedenfalls weitgehend, obwohl beide Klubs noch nie diese prestigeträchtige Trophäe gewonnen haben. Zwar gilt der Gastgeber nun als leichter Favorit, aber nicht nur THW-Manager Uwe Schwenker sprach unmittelbar nach dem Remis in Flensburg von einem „sehr gefährlichen Ergebnis“. Vor allem die Kieler Verletzungsmisere, die den Kader nach der Adduktorenverletzung des Kapitäns Stefan Lövgrens auf acht gesunde Feldspieler schrumpfen ließ, nährt die Flensburger Hoffnungen, dem Erzrivalen in der Champions League eine historische Schlappe zuzufügen. „Der Druck liegt jetzt bei Kiel“, meint SG-Manager Thorsten Storm. Mittelfristig gesehen steht der THW Kiel allerdings weniger unter Druck als der Außenseiter. Während der THW als souveräner Liga-Tabellenführer die Champions-League-Teilnahme so gut wie sicher hat, ist die SG als Tabellenfünfter gezwungen, sich als Titelverteidiger für die zunehmend lukrative Champions League zu qualifizieren.

Der heutige Sieger erhält 515 000 Euro Prämie von der Europäischen Handball-Föderation EHF, viermal mehr als noch im Vorjahr, der Finalist noch 355 000 Euro. Es geht jedenfalls heute nicht nur um Ruhm und Ehre: Ohne die Einnahmen aus der Champions League müsste die ambitionierte SG in Zukunft in kleinerem Rahmen planen. Auch für die alternden Flensburger Stars Johnny Jensen und Lars Christiansen ist das heutige Match die womöglich letzte Chance auf einen großen Titel. Allein das garantiert ein spannendes, ein hitziges, ein bis zur letzten Minute maximal umkämpftes Derby.

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