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Vom Druck befreit. Der deutsche Canadier Sebastian Brendel.

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Kanu-Europameisterschaft: Mit Rückenwind - Brendel gewinnt Gold

Sebastian Brendel gewinnt Gold bei der Kanu-Europameisterschaft – für die anderen Deutschen läuft es in Brandenburg nicht so gut.

Eine energische Faust, die nach oben schnellte, war direkt nach Zieleinlauf das einzige sichtbare Zeichen. Doch spätestens beim Siegessprung auf das Treppchen war klar: Der Druck, der auf den Schultern von Sebastian Brendel gelastet hatte, war groß. Und umso größer die Erleichterung, als dem Canadierfahrer bei der Siegerehrung die goldene Edelmetallscheibe um den Hals gehängt wurde. „Ich habe mir auch selber sehr viel Druck gemacht“, sagte Brendel.

Bei der Kanu-Europameisterschaft auf dem Beetzsee in Brandenburg an der Havel errang der 26-Jährige in seinem ersten Finalrennen über 1000 Meter im Einer-Canadier am Samstag den ersten Titel für das deutsche Team. Neben dem Olympiasieger von 2012 konnten auch Max Rendschmidt und Marcus Groß im Zweier-Kajak über die 1000-Meter-Distanz einen Sieg einfahren. Dem großen Favoriten über die 1000 Meter im Einer-Kajak, Max Hoff, gelang nur die Fahrt auf den Bronzerang, ebenso wie Sabrina Hering und Steffi Hering im Zweier-Kajak auf der 1000-Meter-Strecke. Mit einem enttäuschenden 4. Platz mussten sich auch Franziska Weber, Tina Dietze, Verena Hantl und Conny Waßmuth zufrieden geben. Ein durchwachsener erster Finaltag für die deutsche Flotte.

Sebastian Brendel war mit hohen Zielen zum „Heimspiel“ in Brandenburg an der Havel angereist. Medaillen auf der 500-Meter-, 1000-Meter und 5000-Meterstrecke im Einer-Canadier hat der Potsdamer sich vorgenommen. „Die Erleichterung ist jetzt schon unglaublich groß“, meinte Brendel nach dem Sieg über 1000 Meter. Auf seiner Hauptstrecke hatte er bei der Europameisterschaft 2009, die ebenfalls auf der Regattastrecke in Brandenburg stattgefunden hatte, als Zweiter nur knapp den Titel verpasst. Deswegen sei der Sieg vor heimischem Publikum diesmal umso wichtiger gewesen.

„2009 habe ich es leider nicht geschafft, aber der Erfolg heute – das ist einfach ein super Gefühl.“ Im zweiten Jahr in Folge misst sich Sebastian Brendel mit der Kanu-Elite bei internationalen Meisterschaften auf deutschen Gewässern. Bei der „Heim-WM“ in Duisburg 2013 gelang ihm über 5000 Meter der Sieg, auf der 1000-Meter-Strecke reichte es dort nur für den Silberrang. Doch stand diese Weltmeisterschaft unter ganz anderen Vorzeichen. „Ich habe 2013 meine Ausbildung abgeschlossen und mich mehr darauf konzentriert als auf den Sport“, erklärte der Polizeimeister bei der Bundespolizei seine Prioritätensetzung.

In diesem Jahr wehte der Wind für den gebürtigen Schwedter bisher aus einer anderen Richtung. Wie schon im 1000-Meter-Vorlauf kontrollierte Brendel das Geschehen auf dem Wasser vom Startschuss an, eilte seinen Kontrahenten gleich zu Beginn mit schnellen Paddelschlägen davon. Über knapp 900 Meter dominierte der Potsdamer die Konkurrenz. Doch mit einem Endspurt kämpfte sich der Ungar Attila Vajda, Weltmeister von 2013, noch an den führenden Deutschen heran. Auf dem welligen und wackeligen letzten Streckenabschnitt war die Gefahr groß zu kentern, wenn man während des Rennens zu viel Kraft gelassen hat. Dieses Risiko wollte der Schützling von Trainer Ralph Welke vermeiden. Schließlich kam Brendel vor Vajda und dem Russen Viktor Melantjew ins Ziel. „Ich konnte meine gute Form bestätigen und hoffe, dass ich die bis zu der WM in Moskau halten kann.“

Ein gelungener Auftakt, der den Kanuten vom KC Potsdam optimistisch auf den Wettkampftag am Sonntag schauen lässt. Für ihn stehen noch das Finale auf der 500-Meter- und der 5000-Meter-Distanz auf dem Plan. „Aber mit diesem einen Sieg im Rücken fahren sich die nächsten Rennen schon viel leichter“, sagt Brendel gut gelaunt.

Chantal Willers

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