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Sport: Kapitalismus der Bulldozer

Das Organisationskomitee in Peking hat einfach Bulldozer losgeschickt. Das geht in London natürlich nicht.

Das Organisationskomitee in Peking hat einfach Bulldozer losgeschickt. Das geht in London natürlich nicht. Vor den Olympischen Spielen 2008 ließen die chinesischen Verantwortlichen ganze Stadtviertel plattmachen und deren Bewohner umsiedeln. Auch in der englischen Hauptstadt wird wohl eine mittlere Völkerwanderung einsetzen, wenn die olympische Familie im Sommer zu Besuch kommt. Allerdings könnten die Bewohner des Londoner Ostens nicht von der politischen Führung ihres Landes vertrieben werden – sondern von Miethaien.

Das Organisationskomitee ließ verlauten, die Spiele seien ein Segen für die Stadtentwicklung. Vielen Londonern kommt es allerdings wie ein Fluch vor, dass ihre Landlords die Mieten rund um Olympia drastisch erhöhen wollen: Von Steigerungen von bis zu 400 Prozent ist die Rede. Einige Vermieter sind so gerissen, Mietverträge bewusst nur bis kurz vor den Start der Spiele zu datieren, um dann auf zahlungskräftige Touristen zu hoffen, die eine Olympia-Ferienwohnung suchen. Den eigentlichen Mietern bleibt dann die Wahl, ob sie für die 17 Tage des Großevents ihre vier Wände räumen oder Fantasiepreise zahlen. Dabei sollen doch die Leistungen der Sportler vergoldet werden – und nicht die Fensterbänke der Vermieter.

Dieses Szenario des Bulldozer-Kapitalismus klingt fast so bedrohlich wie die Vertreibungen in China. Anders als in Peking regiert in London aber der Markt und nicht die Partei. Der Plan vieler Vermieter scheint bisher zum Glück nicht wirklich aufzugehen: Noch gibt es wenige Interessenten für die Wucherwohnungen.

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