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Sport: Kaputte Tour, geköpfte Tour, leere Tour

Was die Welt über den Dopingskandal denkt

El País aus Spanien ist wütend:

„Das Doping hat die Tour kaputtgemacht. Der Radsport erlebt die größte Krise in seiner Geschichte. Die Tour de France hat den Ausnahmezustand erklärt und eine große Säuberungsaktion gestartet. Die Affäre wirft einen Schatten auf die Weltspitze des Radsports der vergangenen zehn Jahre.“

... und die Sportzeitung Marca trauert:

„Das Doping hat die Tour de France geköpft. Dem Radsport droht ein langsamer Tod. Denn mit den jetzt getroffenen Entscheidungen ist zwar die Tour de France, nicht aber der Radsport gerettet worden. Die Tour wird zwar Paris erreichen, hat aber ihre Glaubwürdigkeit verloren.“

Der italienische Corriere dello Sport sieht in Ullrich den Hauptschuldigen:

„Ivan Basso ist kein fauler Apfel, sondern ein realer Vertreter des heutigen Radrennsports. Was Ullrich betrifft, muss man sich hingegen nicht wundern: Er ist ein Sohn Ostdeutschlands und hat es fertig gebracht, sich auch dann zu dopen, wenn er gar keine Rennen fuhr.“

La Repubblica glaubt an die Unschuld der Übriggebliebenen:

„Die Tour im Doping-Sturm ... Das ist ein 60 Stundenkilometer schneller Beerdigungszug, der heute in Straßburg startet. Die Bösen bleiben zu Hause, die Guten sitzen im Sattel, allez.“

... während sich der Corriere della Sera um die Spannung sorgt:

„Erdbeben bei der Tour: Basso und die Besten bleiben zu Hause ... Die Tour hat den Kopf verloren. Sie ist sprichwörtlich geköpft, noch bevor sie überhaupt gestartet ist, denn es fehlt die Spitze der Klassifikation des vergangenen Jahres.“

Dänemarks Jyllands-Posten glaubt, dass das noch längst nicht alles war:

„Tour de Doping. Dieser Skandal kann größer werden als die Farce 1998. Auch die Glaubwürdigkeit des dänischen CSC-Chefs Bjarne Riis steht auf so dünnem Eis, dass alles andere als ein Geständnis wie Betrug wirken muss.“

Und Politiken sieht die Tour in Gefahr:

„Die Existenzberechtigung der gigantischen Sportshow namens Tour de France steht zweifellos in Frage, wenn die beiden größten Stars Jan Ullrich und Ivan Basso wegen Dopingverdachts von ihren Arbeitgebern zurückgezogen werden.“

Der Schweizer Tages-Anzeiger vertraut der Marke Tour:

„Für die Tour de France ... ist es ein Vorteil, dass die spanische Eiterbeule noch vor dem Start geplatzt ist. So wird sie wohl auch diesen Dopingskandal überleben. Die Marke ist so stark und die Faszination der Rundfahrt so groß, dass sie auch ohne Superstars auskommt. Die Tour selbst ist der Star.“

... während die Neue Zürcher Zeitung den Glauben an den Radsport verliert:

„Die Tour ist ihrer großen Namen beraubt. Und erst der Blick in die neue Leere zeigt, in welch lamentablem Zustand sich der Radsport befindet. Fast alle Protagonisten der großen Rundfahrten der letzten drei Jahre wurden des Dopings überführt oder gerieten unter starken Verdacht, unerlaubte Mittel konsumiert zu haben.“ dpa

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