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Karsten Hutwelker: Krebs besiegt, Comeback vor Augen

Knochenkrebs - das war die erschütternde Diagnose für Karsten Hutwelker. Doch jetzt hat der Fußball-Profi sein Comeback beim Zweitliga-Aufsteiger FC Augsburg fest im Visier.

Augsburg/Erftstadt - "Das schönste Geschenk ist ganz klar, dass ich weiterleben darf. Was ich daraus mache, liegt an mir." Wenn Karsten Hutwelker in Erftstadt bei Köln das diesjährige Weihnachtsfest mit Ehefrau Alexandra, Söhnchen Lennox und Tochter Vivie feiert, dann werden dem Spieler des FC Augsburg wohl auch viele Gedanken an die härteste Zeit seines Lebens und den Kampf gegen den Krebs durch den Kopf gehen. "Für mich ist die Krankheit besiegt. Ich gehe nicht davon aus, dass der Krebs wiederkommt", betonte Hutwelker.

Angefangen hatte die Leidensgeschichte im Sommer mit einer vermeintlichen Lappalie. Wegen der Schwellung an einem Backenzahn im linken Unterkiefer suchte Hutwelker den Zahnarzt auf. Nichts Schlimmes, dachte sich der 35-Jährige. Doch von einer Minute auf die andere veränderte sich die bisher so heile Welt des Familienvaters, denn die Gewebeuntersuchungen ergaben eine erschütternde Diagnose: Im linken Unterkiefer hatte sich Knochenkrebs gebildet - Hutwelker war von einer seltenen Form der heimtückischen Krankheit befallen.

"Der Mist gehört nicht in den Körper"

Die Fußball-Karriere sei vorbei, sagte ihm ein Professor damals. Er könne froh sein, wenn er überhaupt die frühere Lebensqualität zurückerlange. Doch Hutwelker wollte kämpfen, schaute nach vorn. "Ich habe immer gesagt, der Mist gehört nicht in den Körper", betonte der 71-malige Bundesliga-Spieler, dachte aber auch das ein oder andere Mal "ein, zwei oder drei Sekunden über den Tod nach".

An den besinnlichen Tagen ist für Hutwelker aber nicht nur die erste Weihnachtsfeier nach der Leidenszeit und Erholung angesagt, denn der Trainingsplan liegt bereit. Das Comeback beim Zweitliga-Aufsteiger hat er fest im Visier. "Ich habe schon vier Mal mit der Mannschaft trainiert und die Rückkehr zum Fußball auch während der Krankheit immer im Hinterkopf gehabt", verriet der Wandervogel im deutschen Profi-Fußball. Nicht zuletzt wegen seiner vielen Stationen hatte er jede Menge Anteilnahme. Von fast 400 Leuten bekam er Anrufe, rund 500 sendeten eine SMS, Dutzende Internet-Seiten in den Fan-Foren füllten sich mit Genesungswünschen.

Ungewöhnlich offen ging Hutwelker mit der oft noch tabuisierten Krankheit um, gab Interviews und nur wenige Tage nach der Operation in der Uni-Klinik Köln war schon vom Erfolg des sechsstündigen Eingriffs in der Zeitung zu lesen. "Ich bin jemand, der immer geradeaus ist und hatte keine Lust, Anlass zu Spekulationen zu geben", begründete der Familienvater. Söhnchen Lennox (4 Jahre) bekam die Schwere der Krankheit nicht mit, Tochter Vivie (10) wurde es "schonend erklärt".

Nachwirkungen noch immer spürbar

Hutwelker hat schon fleißig trainiert: Sechs Kilo, die er während der Krankheit abgenommen hat, sind wieder drauf. Er spürt aber noch immer Nachwirkungen der schweren Operation, kann den Mund nicht richtig öffnen und hat das Bedürfnis, "wieder kräftig in einen Apfel beißen zu können". Auf der einen Seite im Kiefer hat er noch keine Zähne, erst in ein paar Monaten können dort Implantate eingesetzt werden. Ein rund sieben Zentimeter langes Knochenstück am Kiefer musste ersetzt werden, dazu wurde Knochen von Hutwelkers Becken genommen, aus der Hand wurde zusätzlich benötigtes Gewebe dazugefügt.

Ob es zum Comeback beim Rückrunden-Auftakt gegen seinen Ex-Club 1. FC Köln reicht, wird die Vorbereitungszeit zeigen. Eines steht für Hutwelker auf jeden Fall fest: Seinen 71 Erstliga- und 180 Zweitliga-Spielen werden noch einige folgen. "Ich habe Vorbild-Charakter und will zeigen, wie man mit der Krankheit umgehen und leben kann." (Von Christian Kunz, dpa)

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