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Nummer 22 liegt. Ein riesiges Trikot wirbt für Katars WM-Bewerbung. Foto: AFP

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Sport: Katar kühlt ab

So stehen die Chancen des Emirats auf die WM 2022

Berlin - Zu heiß im Stadion? Da hilft ein Knopfdruck auf die Klimaanlage. Alle ihre neuen Fußballstadien wollen die Kataris überdachen und herunterkühlen, wenn ihnen der Weltverband Fifa am nächsten Donnerstag den Zuschlag für die WM 2022 geben sollte. Die Energie soll aus Solaranlagen gewonnen und völlig ohne klimaschädliches Kohlendioxid erzeugt werden. Anschließend werden die Stadien samt der Solaranlagen in Einzelteile zerlegt und als Entwicklungshilfe in ärmeren Ländern der Welt wieder aufgebaut. So lautet der Plan der Kataris.

Eine Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. In der arabischen Welt. Das wäre eine ganz neue Erfahrung. Katar wolle eine Brücke schlagen zwischen Fußballfans aus Europa und Asien, sagen die Bewerber, die ganze arabische Welt mit ihrer jungen Bevölkerung durch Fußball begeistern. Katar misst gerade einmal etwas mehr als zwei Drittel von Schleswig-Holstein. Zehn der zwölf Stadien befinden sich in einem Umkreis von 25 bis 30 Kilometern. Es wäre die engste WM, die jemals stattgefunden hat. Zwei Spiele an einem Tag anschauen? Kein Problem. Doch andererseits müsste es schon friedlich zugehen zwischen den Fangruppen aus den einzelnen Ländern, denn sie würden sich zwangsläufig über den Weg laufen.

Über Jahrzehnte ist Katar zu einer Macht im Weltsport aufgestiegen. Vor allem Mitglieder und Freunde der Familie des Scheichs besetzten entscheidende Posten in internationalen Sportverbänden. Unternehmen aus der Region wurden zu Sponsoren. Ein neuer Markt reizte. Athleten aus anderen Ländern wurden eingebürgert, etwa Läufer aus Kenia. Denn die eigene Sportkultur ist überschaubar. Sport ist eine Angelegenheit der Vermögenden. Eine Sportveranstaltung nach der anderen wanderte in die arabische Welt, Tennis, Golf, Leichtathletik. Als bisherigen Höhepunkt richtete Katar 2006 die Asienspiele aus. Im nächsten Jahr wird dort zum zweiten Mal die Fußball-Asienmeisterschaft stattfinden.

Aber der Höhenflug scheint an ein Ende zu kommen. Die größten Sportereignisse der Welt könnten doch zu groß sein für Katar. Schon bei der Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2016 war Katar früh gescheitert. Das Zuschauerpotenzial sei zu gering, die Hauptstadt Doha hat 400 000 Einwohner. Außerdem solle der Eindruck vermieden werden, Ölscheichs hätten die Spiele gekauft, hieß es in Kreisen des Internationalen Olympischen Komitees. Auch für die Fußball-WM 2022 gibt es andere Favoriten, die USA, Australien. In ihrem Evaluierungsbericht schrieb die Fifa von einem „potenziellen Gesundheitsrisiko für Spieler, Offizielle, die Fifa-Familie und die Zuschauer“. Die WM-Monate Juni und Juli sind die heißesten des Jahres in der Region, da kann die Temperatur bis 50 Grad emporschießen. Klimatisierte Stadien sind da nur eine kleine Antwort. Chuck Blazer, Fifa-Exekutivmitglied aus den USA, sagte: „Man kann ein Stadion klimatisieren, aber ich sehe nicht, wie man ein ganzes Land klimatisieren kann.“

Im Grunde müsste Katar gleich den traditionellen internationalen Sportkalender und somit den ganzen Weltsport nach seinen Vorstellungen auf den Kopf stellen und Olympische Spiele oder eine Fußball-WM im Herbst stattfinden lassen. Fragen nach solchen Plänen an das Bewerbungskomitee der Kataris bleiben jedoch unbeantwortet. Ebenso die, ob eine Bewerbung gemeinsam mit einem anderen arabischen Land nicht größere Aussichten auf Erfolg hätte. Vielleicht müssen die Kataris nach vielen Erfolgen erst einmal wieder das Verlieren lernen.

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