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Sport: Katastrophe auf Rasen

Dortmund geht planlos gegen Udine unter

Dortmund - Es war verdächtig ruhig rund um das Dortmunder Stadion. Nur wenig war zu spüren vom gewohnten Spektakel, das sonst bis zu 80 000 Fans veranstalten. Dabei ist der BVB am Mittwoch dahin zurückgekehrt, wohin er nach eigenem Selbstverständnis gehört: in den Europacup. Doch elf Jahre nach dem Gewinn der Champions League scheint dies nur eine Stippvisite zu werden.

Beim 0:2 (0:2) gegen Udinese Calcio im Erstrundenhinspiel des Uefa-Cups erlebten die Dortmunder, wie hoffnungslos sie den europäischen Ansprüchen hinterherhinken. „Das ist das Spiel des Jahrzehnts“, hatte Trainer Jürgen Klopp zuvor verkündet und verwundert bemerkt: „Offensichtlich hat das hier bislang noch niemand registriert.“ Ganz Dortmund schien noch in Erinnerungen an das Derby-Drama gegen Schalke zu schwelgen. Die Folge war ein Spiel, in dem der BVB weitgehend orientierungslos über den Platz taumelte und sich glücklich schätzen durfte, dass der Kontrahent aus dem Friaul gnädig war.

Von der ersten Minute an spielten die Dortmunder erschreckend planlos und offenbarten taktische Defizite. Trainer Klopp fand für seine Fassungslosigkeit anschließend drastische Worte. Der Mann, der zuletzt bei der EM noch die Unzulänglichkeiten anderer Teams analysierte, musste nun das Versagen der eigenen Mannschaft ausformulieren.

„Phasenweise katastrophal“ und „tendenziell peinlich“ sei dieser Auftritt gewesen, sagte Klopp. „So habe ich noch keine Mannschaft Fußball spielen sehen, bei der ich was zu sagen hatte.“ Tatsächlich waren die Fehlleistungen gravierend. Ein halbes Dutzend Mal war die Dortmunder Hintermannschaft mit einem gezielten Diagonalpass ausgehebelt worden. Beide Außenverteidiger und die ihnen zugeteilten Mittelfeldspieler verließen ihre Posten, um planlos nach vorne zu rennen. Wie groß die Verunsicherung war, zeigte Roman Weidenfeller, der bei einem Konter regungslos auf der Linie verharrte und dem Gegner so beinahe das dritte Tor geschenkt hätte. Dabei wäre es für den Torwart ein Leichtes gewesen, die Situation im Joggingtempo zu klären. Niemand im Dortmunder Team war in der Lage, Ordnung herzustellen. Eigentlich ist Kapitän Sebastian Kehl für diesen Job auserkoren, doch der präsentierte sich wie schon seit Saisonbeginn weit unter Form.

All das muss dem überzeugten Optimisten Klopp Sorgen bereiten. Seine Euphorie ist in 90 deprimierenden Minuten relativiert worden. Nach dem Spiel gegen Schalke hatte Klopp doziert, eine Mannschaft benötige drei Dinge: Qualität, Charakter und Moral. Die Attribute zwei und drei sind auch dank seiner positiven Ausstrahlung vorhanden, doch an der Qualität der Mannschaft gibt es stärkere Zweifel denn je. Felix Meininghaus

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