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Sport: Kegeln, Angeln, Schach

Nur noch wenige Sportverbände und Institute sitzen in Berlin

Berlin. Für die Sportstadt Berlin gibt es kaum noch gute Nachrichten. Großveranstaltungen wie Handball-WM oder Leichtathletik-WM gehen an der Stadt vorbei, für eine Olympiabewerbung gibt es kein Geld, und Sportstätten wie das Sport- und Erholungszentrum werden geschlossen. Nun ziehen auch die Institutionen des Sports davon. Wie berichtet, beschloss die Führungsakademie des Deutschen Sportbundes (DSB) am Wochenende, nach Köln umzuziehen. Grund: Berlin gibt keine Fördermittel mehr.

„Wir sind eine internationale Sportstadt, die sich sehen lassen kann“, sagt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gerne. Doch angesichts der Haushaltslage muss er sich auf nette Gesten konzentrieren. Am Freitag stellt Wowereit die Kampagne „Sport tut Berlin gut“ vor. Konkrete Finanzmittel kann er kaum versprechen.

„Es ist ein Jammer, dass Berlin uns im Stich lässt", sagt Herbert Dierker, Direktor der Führungsakademie. Der Stadt gehe ein „ungeheurer Werbeeffekt“ verloren. In der Akademie fanden Seminare von Führungskräften statt, jährlich kamen 3000 Besucher. Berlin hatte die Arbeit im vergangenen Jahr mit 400 000 Euro unterstützt. Das Abgeordnetenhaus strich diese Förderung. Jetzt gibt es sogar Streit um die Finanzmittel für das letzte Halbjahr vor dem Umzug im Juli. „Der Senat hat eigentlich 190 000 Euro zugesagt", sagt Hans Hansen, Vorsitzender der Akademie. Sicher ist diese Zusage aber noch nicht, heißt es in DSB-Kreisen. Der Sportbund soll mit einer Bürgschaft bereitstehen, falls Berlin gar kein Geld mehr geben will.

Gewinner des Schachers ist Köln. Die Stadt und das Land Nordrhein-Westfalen hatten der Akademie eine jährliche Summe von 300 000 Euro und den Bau eines neuen Hauses im Sportpark Müngersdorf zugesagt. In dem Haus soll auch die Trainerakademie des Sportbundes einziehen, zudem gibt es in der Stadt die Sporthochschule und das Sportmuseum. Peer Steinbrück (SPD), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, meinte in Bonn stolz: „In unserer Region wächst was.“

Viel Platz am Olympiastadion

In Berlin kann von Wachstum kaum die Rede sein. Auch dem Deutschen Olympischen Institut (DOI), einem Tagungszentrum am Wannsee, wurden die Zuschüsse gestrichen. Um das Institut zu retten, sprang das Nationale Olympische Komitee (NOK) mit einer Finanzhilfe ein, zudem werden die Mitgliedsbeiträge erhöht. „Der Haushalt für 2003 steht“, sagt DOI-Geschäftsführer Dieter Krickow. Um die Zukunft zu sichern, soll nun das Grundstück verkauft werden, mit dem Senat wird über einen Umzug aufs Olympiagelände verhandelt. „Am Stadion haben wir 130 Hektar für Verbände zur Verfügung“, sagt Peter Hanisch, Chef des Landessportbundes. Doch nur der deutsche und der europäische Schachverband haben sich bisher dort angesiedelt. Im Sommer soll das Büro des Boxstalls Sauerland dazukommen.

Große Fachverbände haben ihr Domizil in anderen Städten. In Frankfurt am Main residieren so wichtige Institutionen wie der DSB, das NOK, der Deutsche Fußball-Bund sowie Radfahrer- und Turnerbund. Die Wintersportverbände haben sich fast ausnahmslos in München niedergelassen, die Leichtathleten sitzen in Darmstadt. „Bei den Sportverbänden gibt es einen richtigen Föderalismus“, sagt Michael Barthel vom Berliner Büro des Deutschen Sportbundes. „Nur in der Hauptstadt ist kaum einer.“ In der Tat: Neben den Schachspielern residieren in Berlin nur Anglerverband und Keglerbund. Immerhin, die kleinen Verbände wollen bleiben. „Wir sitzen seit Kriegsende in Berlin“, sagt Albert Lötterle, Chef der deutschen Kegler. „Warum sollten wir da umziehen?“

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