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Sport: Kein Champion mehr

Nach dem 0:2 in Stuttgart muss sich der FC Bayern wohl mit dem Uefa-Cup anfreunden

Die Feierlichkeiten im Gottlieb-Daimler-Stadion wollten kein Ende nehmen. Minutenlang dauerte es, bis die Ehrenrunde vorüber war. Die Sieger badeten in ihrem Erfolg und viele der 55 000 Zuschauer taten es mit ihnen. Groß waren Freude und Erleichterung bei den Fans und den Spielern des VfB Stuttgart, weil man nun nach diesem 2:0 über Bayern München auf fünf Punkte Vorsprung im Kampf um Platz drei bauen kann. Dieser berechtigt zur Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League.

„Unfassbar, was die Mannschaft abgeliefert hat, es hätte schon zur Halbzeit 4:0 stehen können“, sagte Stuttgarts Manager Horst Heldt. Das klingt bei vier noch ausstehenden Spieltagen fast wie eine endgültige Entscheidung im Rennen um die Millioneneinnahmen. Und die Stuttgarter haben, zwei Punkte hinter Bremen und vier hinter Schalke, sogar immer noch eine kleine Chance auf den Meistertitel. Und Stuttgarts Torwart Timo Hildebrand meinte: „Wir genießen das jetzt, aber fünf Punkte sind auch schnell weg. Wir müssen vorsichtig sein.“

Groß war die Fassungslosigkeit im Lager der Verlierer, deren Abgang einem Trauermarsch glich. Trainer Ottmar Hitzfeld schritt mit leerem Blick davon. Uli Hoeneß, der Manager, verweigerte die Aussage. Im Gänsemarsch verdrückten sich die Kicker aus München, die meisten schüttelten wie Hoeneß den Kopf. Bei den Bayern, das scheint unausweichlich, ist dringend der Umbau eines Teams angesagt, das selbst nationalen Ansprüchen nicht mehr genügt.

Mark van Bommel versuchte zwar die Leistung einer leblosen Mannschaft mit salbungsvollen Worten zu erklären, aber er konnte schließlich nur peinlich berührt sagen: „Es war nicht superschlecht.“ Aber schlecht genug, um Hitzfeld nach einer gefühlten Demütigung sagen zu lassen: „Der VfB war die bessere Mannschaft, enttäuschend war die Außendarstellung auf dem Platz, wir haben viele Zweikämpfe verloren und Nervosität in der Abwehr gezeigt.“ Seinem Team hätte die Winner-Mentalität gefehlt, die Angst, die Champions League zu verfehlen, hätte eine Rolle gespielt. „Der FC Bayern ist Endspiele gewohnt“, sagte Hitzfeld, „aber keine Endspiele um Platz drei.“ Er betonte, man werde nicht aufgeben, doch nach diesem Spiel klang das, als ob sich einer in aussichtsloser Situation Mut machen will. „Da stand keine Mannschaft auf dem Platz, jeder scheint mit sich selbst beschäftigt“, sagte Torhüter Oliver Kahn. „Man kann heute wirklich nichts schön reden, die Champions League ist extrem gefährdet.“ Er glaubt sogar, dass der gute Ruf seines Vereins gefährdet ist. „So wie wir heute aufgetreten sind, hat das mit dem FC Bayern nichts zu tun“, sagte Oliver Kahn.

Draußen feierten derweil die siegreichen Schwaben eine Fußballwoche, die nicht besser hätte sein können: Sieg über Hannover, Einzug ins Pokalfinale in Wolfsburg und nun das. Mitten in der schwäbischen Fußballprozession lief Cacau, der neue Held der Schwaben, der die Bayern fast im Alleingang bezwang. Es hatte sich zuvor schon angedeutet, was in der 23. Minute passierte.

Mit Lucio und Daniel van Buyten leistet sich der FC Bayern eine Innenverteidigung, die seit Monaten mit einer beeindruckenden Konstanz zur Fehlerquelle wird. In Stuttgart gesellte sich auch Christian Lell zu dem unglücklich agierenden Duo. Nach einer Flanke von Ricardo Osorio traf Lell bei einem Klärungsversuch genau den Kopf des neben ihm stehenden Cacau. Der Ball segelte unhaltbar für Oliver Kahn ins Netz. Nur zwei Minuten später flankte Sami Khedira und wieder kam Lell, diesmal begleitet von Lucio, zu spät. Cacau traf zum 2:0. Kahn tobte und konnte sich nur mit Mühe beruhigen. Cacau hätte anschließend mit einem Volleyschuss beinahe noch den dritten Treffer erzielt. Anschließend traf der Brasilianer auch noch die Latte, was für Oliver Kahn endgültig zu viel war – die Wut brach sich Bahn. Er brüllte, warf seine Mütze weg und drosch wütend den Ball weg, was ihm die Gelbe Karte einbrachte.

Um die Bayern in Verlegenheit zu bringen, hatte stets ein langer und hoher Pass gereicht. Eigentlich ein Armutszeugnis für den FC Bayern, doch auch der VfB Stuttgart hatte seinen Anteil daran, dass die Münchner so schwach aussahen. „Wir haben so stark gespielt, nicht der FC Bayern so schlecht“, sagte VfB-Manager Horst Heldt.

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