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Sport: Kein Geld, keine Sponsoren

Wieso Hockeyklub Blau-Weiß trotzdem glücklich ist

Berlin - Jamilon Mülders kriegt sie alle: die Weltmeister Sebastian Biederlack, Björn Emmerling, Oliver Hentschel und Justus Scharowsky, die aktuellen Nationalspieler Tobias Hauke und Philipp Witte und auch den australischen Olympiasieger Michael McCann. Der Sportliche Leiter des Berliner Hockey- und Tennisklubs TC Blau-Weiß besitzt hervorragende Kontakte in die Welt des Hockeys. Mülders gewann 2002 mit der Nationalmannschaft den Weltmeistertitel, er hat mit Biederlack, Emmerling und Scharowsky zusammengespielt, jetzt hat er sie nach Berlin geholt – zu einem Turnier an diesem Wochenende auf der Anlage am Roseneck. Sechs Mannschaften, darunter Meister Alster Hamburg und die beiden Bundesligisten Harvestehude und Frankenthal, spielen eine Woche vor Beginn der Feldsaison in Berlin vor.

Mit Mülders’ Beziehungen wäre vermutlich einiges möglich, aber die Berliner wollen kein zweites Rot-Weiß Köln sein. Der Zweitligist hat zur neuen Spielzeit sechs Nationalspieler nach Köln gelockt, darunter Tibor Weißenborn, Kapitän Timo Weß und Christopher Zeller, den gefährlichsten deutschen Stürmer. Nach dem Aufstieg will der Klub schnellstmöglich Deutscher Meister werden; bei Blau- Weiß wäre ein solcher Weg undenkbar. „Wir sind nicht diejenigen, die schreien: Wir wollen die Ersten sein!“, sagt Mülders. „Was habe ich davon, wenn ich mit Krampf Geld ausgebe? Ich muss dafür Sorge tragen, dass es dem Verein in zehn, fünfzehn Jahren immer noch gut geht.“

Dass Hockeyspieler mit ihrem Sport nicht reich werden können, ist bekannt, aber Blau-Weiß ist selbst unter dieser Bedingung noch speziell: Blau-Weiß ist gewissermaßen Hockey in konzentrierter Form. Die Spieler bekommen nicht nur kein Geld, sie müssen sogar dafür bezahlen, dass sie für den Klub spielen dürfen, die ganz normalen Mitgliedsbeiträge nämlich. „Wir müssen knapp haushalten“, sagt Mülders. Nach einem ungeschriebenen Gesetz bei Blau-Weiß bleibt die gesamte Anlage des Klubs werbefrei. „Wir finden’s herrlich“, sagt Mülders.

Seit fünf Jahren ist der frühere Nationalspieler Sportlicher Leiter des Klubs. Als er anfing, hatte die Hockeyabteilung hundert Mitglieder, inzwischen sind es fünfhundert. Mülders geht es um einen kontinuierlichen und systematischen Aufbau, „das ist kein Hauruck“, sagt er. Der Klub arbeitet ganz im Sinne des Deutschen Hockey-Bundes, man könnte auch sagen: Er arbeitet so, wie Mülders es in der Nationalmannschaft bei seinem früheren Trainer Bernhard Peters gelernt hat. Die Jugendlichen sollen möglichst breit ausgebildet werden.

Blau-Weiß’ erste Mannschaft ist gerade wieder in die Zweite Liga aufgestiegen. Bis auf einen Spieler sind alle jünger als 22. Jamilon Mülders sagt: „Ziel ist es, erstmal drinzubleiben.“ Stefan Hermanns

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