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Sport: Kein Platz für Sprinter

T-Mobile präsentiert sich vor der Tour – Zabel fehlt

Frankfurt am Main - Ein prominentes Gesicht wird heute fehlen, wenn T-Mobile im Forum der Bonner Firmenzentrale das Team für die diesjährige Tour de France präsentiert: Erik Zabel. Fast alles wird sich bei T-Mobile um Jan Ullrich drehen. Er soll nach 1997 zum zweiten Mal das wichtigste Rennen des Radsports gewinnen. Dafür wurde der verdienstvollste Profi in der 14-jährigen Geschichte des Rennstalls geopfert.

Alles für Ullrich, heißt die Strategie des T-Mobile Teams. Da ist kein Platz mehr für Sentimentalitäten, für Verdienste, für Sprinter, für Zabel. In den alljährlichen Mannschaftsbroschüren seit 1991 zierte nur einmal ein Fahrer allein die Titelseite – das war 1996 Erik Zabel. Zabel hatte 1995 den Fortbestand des Teams Telekom gerettet. Genau vor zehn Jahren war die Konzernzentrale wegen Erfolgslosigkeit ihres radelnden Personals entschlossen, das Team nicht weiter zu unterstützen. Nicht einmal mehr eingeladen hatten die Tour-Chefs in Paris damals die deutsche Mannschaft. Walter Godefroot, Leiter des damaligen Team Telekom, erreichte wenigstens, dass eine gemischte Mannschaft, sechs Telekom-Fahrer und drei Italiener vom Team ZG, mitfahren durfte. Und das mit Erfolg: Zabel gelangen zwei Tagessiege bei der Tour, das Team wurde danach wieder erweitert. Der Tour-Dritte Riis kam, die Erfolgsstory bei Telekom begann.

Ein gestandener, wenn auch außenstehender deutscher Radprofi wie Jens Voigt sagt, was viele denken: „Einer wie Zabel hätte ein lebenslanges Startrecht verdient.“ Udo Bölts, der neun Frankreich-Rundfahrten mit Zabel bestritten hat, findet die Entscheidung, auf Zabel zu verzichten, allerdings richtig. „Die Konsequenz ist die einzig richtige. Jan kann Armstrong nur mit dessen Mannschaftsstrategie schlagen.“ Die Worte des ehemaligen Kollegen werden Zabel kaum trösten. Nachdem er gehört habe, dass T-Mobile ohne ihn an der Tour teilnimmt, sei er geschockt gewesen, erzählt Zabel: „Zum ersten Mal in meiner Laufbahn musste ich mich überwinden, früh aufs Fahrrad zu steigen.“ Nun ist nicht mal sicher, ob Zabel bei T-Mobile bleibt. Ein Angebot über eine Vertragsverlängerung liegt ihm vor, aber Erik Zabel hat sich bis zum 31. Juli Bedenkzeit erbeten.

Hartmut Scherzer

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