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Fast drin, fast dran.

© dpa

Sport: Kein Sturm kommt auf

David Villa und Wesley Sneijder kämpfen im Finale vergeblich um die Torjägerkrone – am Ende bekommt sie der Deutsche Thomas Müller

Der Stürmer kommt zehn Minuten vorm Anpfiff ins WM-Stadion, er ist irre schnell, keiner kann ihn aufhalten – doch, da, einer passt auf! Es ist der Wachmann neben dem WM-Pokal. Der schlägt dem Heranstürmenden so sehr ins Gesicht, dass er zu Boden taumelt und weggetragen werden muss. Gestatten, da liegt nun „Jimmy Jump“ – der berühmteste Flitzer und Schrecken der Fifa.

Den WM-Pokal hat der stürmende Flitzer aus Spanien zwar nur kurz berühren und ihm ein buntes Mützchen nicht ganz überstülpen können (Jimmys Markenzeichen), aber lange anfassen durfte ihn an diesem Sonntagabend dafür in der späten Nacht das Team seines Heimatlandes.

Es war auch so eine knifflige Angelegenheit mit den Stürmern an diesem Abend. Denn mit Wesley Sneijder (Niederlande) und David Villa (Spanien) standen sich zwei Männer gegenüber, die jeweils fünf Tore bei diesem Turnier erzielt hatten. Sie schauten nicht nur auf den WM-Pokal wie Jimmy, sondern auch auf den „Goldenen Schuh“ – die Torjägertrophäe der Fifa für den besten WM-Schützen. Kleiner Nachteil: Auch Thomas Müller (Deutschland) und Diego Forlan (Uruguay) waren ja noch im Rennen. Und Müller war schon vor dem Spiel wegen seiner drei Vorarbeiten im Vorteil. Früher galt diese Regel nicht: Bei der WM 1962 waren sechs Spieler gleichauf vorn. Die Fifa loste damals den Gewinner aus.

Sneijder und Villa trafen nun auf dem Rasen von Johannesburg aufeinander, wobei: So richtig nah waren sie sich nur vor dem Anpfiff im Tunnel zum Spielfeld, als Jimmy Jump gerade übers Feld flitzte. Der kahlgeschorene Sneijder, 26, kickt zentral im offensiven Mittelfeld mit Linksdrall, der Spanier Villa taucht im Sturm auf, er hingegen mit schwerem Rechtsdrall. Dort lauert er und stößt dann gern in die Mitte. Mit Erfolg, nur zwei andere Spanier haben bei der WM getroffen.

Ein erfolgreiches Jahr war es sowieso für beide, auch ohne die WM. Sneijder gewann mit Inter Mailand den Pokal und die Meisterschaft und die Champions League – jetzt sehnte er sich nach einem Titel mit Holland, denn 1988, beim letzten EM-Titel, jubelte der vierjährige Sneijder noch im Buddelkasten. 22 Jahre später sprintet der kleinste Holländer (1,70 Meter) übers Feld, als sei diese WM erst zwei Tage alt: 532 von 540 WM-Minuten hat er gespielt, eine beachtliche Leistung, und noch immer wedelt er mit den Armen, will den Ball haben, auch in der Verlängerung. Sneijder hat einen schönen, flinken Laufstil, pflegt die enge Ballführung und hat vor allem ein Gespür für Gefahr: Nach einer Stunde verteilt er den Ball fein in den Lauf Robbens, der aber am Torhüter scheitert. Und Sneijder kann austeilen: Einem Spanier springt er – wie es die Holländer ganz gern machten an diesem ruppigen Abend – ins Bein und wird vom Schiedsrichter ermahnt.

In der zweiten Halbzeit läuft es besser für sein Gegenüber, für Villa. Der hat ab der 70. Minute gleich drei Mal in kurzen Abständen die Chance, den Ball ins Tor zu drücken – vergibt sie aber. Nach 106 Minuten darf er duschen gehen, ohne Tor.

Auch Villas Dienstjahr kann sich sehen lassen. Seit eineinhalb Wochen steht er beim FC Barcelona unter Vertrag, der seinem ehemaligen Arbeitgeber in Valencia 40 Millionen Euro überwies. Das entscheidende Tor für sein Team im WM-Finale gelang dennoch nicht ihm, sondern Andres Iniesta. Trösten musste David Villa deshalb keiner.

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