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Sport: Kein Widerspruch

Am nächsten Montag ist fast alles wie früher. Dann kommt Hany Ramzy zurück.

Am nächsten Montag ist fast alles wie früher. Dann kommt Hany Ramzy zurück. Der Ägypter ist in Paris, ins Exil geschickt von seinem Verein 1. FC Kaiserslautern, "damit er den Kopf frei bekommt" (Jürgen Friedrich). Dort haben sie den Ägypter am Sonntag angerufen und ihm gesagt, dass alles wieder gut wird.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Es hat wohl selten einen Fall wie diesen in der Fußball-Bundesliga gegeben. Ein Mann, nämlich Ramzy, wird wegen sexueller Nötigung zu acht Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt, und eine ganze Stadt setzt sich für seine Rehabilitierung ein. Und sogar das Opfer, eine junge Frau aus Kaiserslautern, lässt über ihren Anwalt mitteilen, sie sei FCK-Fan und FCK-Mitglied und wünsche ausdrücklich, dass Ramzy wieder für den FCK spiele. Die Szene hatte etwas vom Komödienstadl, als der Aufsichtsratsvorsitzende Robert Wischemann den "Vorstand" bat, die Sanktionen aufzuheben. "Wir kommen dieser Bitte gerne nach", sagte Klubchef Friedrich zwei Meter neben ihm. Mitten drin Anwalt Rolf Lechner ("Ich habe seit 20 Jahren eine Dauerkarte"), der nur nickte. Kurz zuvor hatte Trainer Andreas Brehme die Begnadigung Ramzys gefordert.

Vielleicht liegt es an der besonderen Beziehung der Menschen zu ihrem Fußballklub in dieser Region, die eine solch rückhaltlose Zustimmung hervorruft. Noch am Abend hatte der Südwest-Rundfunk Reporter ausschwärmen lassen. Sie sollten die weiblichen Fans befragen, was diese davon halten, einen Kerl wie Ramzy zu begnadigen. Diesen Ramzy, der verheiratet und Vater eines kleinen Jungen ist, dennoch als Frauenheld eingestuft wird und verurteilt ist, weil er eine junge Frau an die Brust gegriffen hat und sie zwang ihn zu küssen. Sie waren alle dafür, die Befragten. Kein Widerspruch. Die SWR-Redakteure überspielten ihre Verlegenheit mit einem schalen Witz: Hany Ramzy sei wie die ägyptischen Pyramiden, einfach spitz.

Schon im Stadion hatten sie vor dem 3:2-Erfolg über den VfL Wolfsburg gesungen: "Hany Ramzy, du bist der beste Mann." Friedrich hatte Ramzy, der den gesamten Fall, inklusive Verurteilung, dem Klub verschwiegen haben soll, rausgeworfen: "Er wird nie wieder im FCK-Trikot spielen." Jetzt fand Friedrich es großartig, "wie sich die junge Frau verhält", weil sie Ramzys Entschuldigung so vorbehaltlos akzeptierte.

Diese Frau befindet sich auf Weltreise. Ein Jahr lang sei die Tochter aus wohlhabendem Hause unterwegs, hieß es. Die lange Zeit der "Flucht" hält auch Anwalt Rolf Lechner für nötig. "Der Name", sagte er, "wird bald heraus kommen." Wahrscheinlich hat er im Kopf schon die Bilder seiner Mandantin vor sich in den Boulevardblättern gesehen. Vielleicht mit Familie und Ehemann daneben. Schließlich ist die Frau für viele in der Pfalz fast zu einer Art Heldin geworden, weil Ramzy auf ihren Wunsch hin wieder "am sportlichen Erfolg des FCK teilhaben soll".

Die Spieler hießen ihren verlorenen Kameraden in Windeseile willkommen. "Er war mein Freund, und er wird mein Freund bleiben", sagte Ratinho. "Wir standen alle hinter ihm", sagte Jeff Strasser. Ein Wunder eigentlich, dass keiner in Tränen ausbrach bei dieser Hochgeschwindigkeits-Wiedereingliederung eines reuevollen Täters.

Am Sonntagmittag hatte ein Fax von Ramzy, in dem er sich entschuldigte, seine Rückkehr eingeleitet. Nur einmal tauchte leise Kritik an ihm auf. "Ich finde", sagte Thomas Hengen, "man hätte die Sache früher aus der Welt schaffen können." Nun darf Ramzy wieder spielen, nur eine "nicht unerhebliche Summe" (Friedrich) muss er an eine gemeinnützige Einrichtung spenden. Ein weiblicher Fan machte auch schon einen Vorschlag: Das Geld solle ans Frauenhaus in Kaiserslautern gehen.

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