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Komm her, du Königlicher! Kyriakos Papadopoulos (rechts) feiert Raúl, der das 1:0 gegen Inter erzielte und das 2:1 vorbereite. José Manuel Jurado (links) feiert allein. Foto: dapd

© dapd

Sport: Kein Wunder auf Schalke

Schalke erreicht nach einem verdienten 2:1 gegen Inter Mailand das Halbfinale der Champions League

Die Anhänger in der Nordkurve der Schalker Arena hatten bereits während der gesamten zweiten Hälfte ihrer Freude Ausdruck verliehen. Sie feierten ihre Lieblinge unaufhörlich und wussten kaum wohin mit ihrem Glück. Diese Euphorie war durchaus angebracht, schließlich waren sie Zeuge eines der größten Erfolge des FC Schalke 04 in seiner Vereinsgeschichte. Das 2:1 (1:0) gegen Inter Mailand bedeutet für die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick den Einzug in das Halbfinale der Champions League.

Ein Erfolg, den ihnen vor Saisonbeginn wohl nicht einmal die kühnsten Optimisten zugetraut hatten. Und das Bemerkenswerteste an diesem Triumph ist der Umstand, dass die Königsblauen ausgerechnet gegen den Titelverteidiger hoch verdient in die nächste Runde einziehen.

Im Halbfinal-Hinspiel am 26. April empfangen die Schalker Manchester United, ehe sie am 4. Mai in England antreten müssen. Dabei hatten die Pessimisten noch gestern Morgen ein schlechtes Omen ausgemacht. Das riesige Logo auf dem Dach der Schalker Geschäftsstelle war aus ungeklärten Gründen umgeknickt und dieser Unfall wurde als Synonym für den abendlichen Auftritt gewertet. Doch an diesem historischen Abend sollte die Schalker keine äußerlichen Einflüsse aus der Bahn werfen. 90 Minuten Attacke, eine Art Dauerangriff hatte Lucio vor der Partie angekündigt, um diesen enormen 2:5-Rückstand aus dem Hinspiel vielleicht doch noch drehen zu können. Doch einzig der brasilianische Verteidiger schien seinem Motto treu bleiben zu wollen.

Während Lucio sich durch seine rustikale Spielweise und seinen hart geführten Zweikämpfen bereits frühzeitig den Unmut der rund 54 000 Zuschauer im Schalker Stadion zuzog, wirkten seine Teamkollegen in der ersten halben Stunde so zurückhaltend, als würden sie ein ganz normales Pflichtspiel in der Serie A bestreiten. Ein Team, das seine letzte Chance ergreifen will, benötigt mehr Selbstvertrauen. Da die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick keinen Gedanken daran verschwendete, sich nur auf die Defensive zu beschränken, entwickelte sich ein offenes Spiel, ohne dass die Schalker auch nur einen Moment ihre Ordnung in der Abwehr vernachlässigten. Dennoch hatten sie die erste Tormöglichkeit dieser Partie. Raúls Kopfball nach 16 Minuten konnte Torhüter Julio Cesar aber nicht in Verlegenheit bringen.

Bereits in dieser Szene zeigte sich deutlich, weshalb die Abwehr derzeit als der größte Schwachpunkt der Italiener gilt. Erst ab der 30 Minute erhöhte die Mannschaft von Leonardo das Tempo und drängte die Schalker in die eigene Hälfte. Doch der Druck auf die Abwehr um Christoph Metzelder, der nach seinen Nasenbeinbruch vor zwei Wochen erstmals wieder einsatzfähig war und mit furchteinflößender Maske spielte, hatte keine nachhaltigen Auswirkungen. Bis auf einen Distanzschuss von Dejan Stankovic, bei sich dem Torhüter Neuer bei der Parade Mühe geben musste, hatten die Königsblauen die Partie im Griff.

Und wie abgeklärt die Schalker in der europäischen Königsklasse in dieser Saison spielen, zeigten sie wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff. José Manuel Jurado spielte mit einem geschickten Pass die völlig desorientierte Mailänder Abwehr aus und damit Raúl frei. Der spanische Angreifer umkurvte Cesar und vollendete zur Führung. Ein Treffer, der auch beim letzten Mailänder Spieler den Glauben an ein Wunder erlöschen ließ. Thiago Motta erzielte zwar aus dem Gewühl heraus nach einem Eckball kurz nach der Pause den Ausgleich.

Doch davon ließen sich Rangnicks Spieler, die auf dem besten Wege sind die neuen Eurofighter zu werden, nicht mehr aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil. Nach einer Zaubervorlage von Raúl erzielte der aufgerückte Innenverteidiger Benedikt Höwedes neun Minuten vor dem Ende den 2:1-Siegtreffer, der die Arena endgültig in eine Party verwandelte. Das Schalker Glück war komplett und Raúl, der Mann des Abends, gönnte sich ein Bad in der Menge.

Jörg Stohschein[ Gelsenkirchen]

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