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Sport: Keine Leistung, keine Fans

Berlin. Wenn einer einen Ruf hat, dann will er ihn verteidigen.

Berlin. Wenn einer einen Ruf hat, dann will er ihn verteidigen. Nach dieser Maxime spielten die Berlin Capitals gestern auf - und wurden ihrem Image als Tabellenletzter der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gleich in mehrfacher Hinsicht gerecht. Die Capitals kassierte gegen die überlegenen München Barons eine 0:3 (0:2, 0:0, 0:1)-Niederlage, nahezu unbeobachtet von der Öffentlichkeit. Auf den Rängen der Deutschlandhalle war es gestern so übersichtlich wie noch nie in dieser Saison, nur 2800 Zuschauer waren anwesend. Wobei nun langsam die Frage erlaubt ist, warum rund um die Arena kein einziger Hinweis darauf zu finden ist, dass dort die Capitals ihre Heimspiele austragen.

Nun präsentierten die Berliner Spieler gestern allerdings auch ein Produkt, das in dieser Form nur schwer zu bewerben wäre - wenn man sich im Klub dann doch einmal mehr Gedanken um die eigene Außendarstellung machen würde. So desolat wie am Sonntag hatte sich die Mannschaft von Trainer Gunnar Leidborg bislang noch nicht präsentiert, das sah auch Olle Öst so. "Das mit Abstand Schlechteste, was ich hier bisher gesehen habe", sagte der Berliner Manager in der ersten Drittelpause. Da lagen die Charlottenburger schon 0:2 zurück. Ein schmeichelhaftes Resultat, das die Capitals im Wesentlichen Andrej Mezin zu verdanken hatten. Der Torhüter war in guter Form und damit die Ausnahme in einem ohne Körpereinsatz operierenden Team, auf das anscheinend auch Leidborg keinen Einfluss hatte. Bereits nach elf Minuten hatte der Schwede eine Auszeit genommen, doch das Chaos in seiner Mannschaft konnte der Trainer mit seiner Ansprache offensichtlich nicht ordnen.

Die wenigen anwesenden Münchner Fans wurden immerhin mit Kunststücken des Kanadiers Derek King und des US-Amerikaners Derek Plante verwöhnt. Wie die ehemaligen Stars aus der nordamerikanischen Profiliga NHL durch die Zone der Berliner tanzten, das war zumindest einen Teil des Eintrittsgeldes wert. Plante trat schon im ersten Drittel zwei Mal als Torschütze für die Barons auf den Plan, jeweils nach sehenswertem Zuspiel von King.

Nach dem ersten Abschnitt wurde es dann aber auch beim Vizemeister unansehnlicher. Das Spiel bot bis zur erlösenden Schlusssirene aus Warte der Capitals nur noch einen negativen Höhepunkt, nämlich einen Hattrick: Plante belohnte seine gute Leistung mit dem 3:0 für München.

Die Nachricht, dass ein - seit dieser Saison als Partner der Capitals - fungierender Gastronomiebetrieb am Sonntag nicht für die Fans seine Pforten öffnen konnte, sorgte übrigens bei den außerordentlich stillen Fans auf den Tribünen für ähnlich viel Aufregung. Da schallte es aus den Lautsprechern, dass in der Gaststätte "am Sonntag Land unter" sei. Nicht nur dort: Diese Wasserstandsmeldung ließ sich ebenso gut auf den gestrigen Auftritt der Capitals anwenden.

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