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Sport: Keine Lust mehr aufs Karriereende Tennisprofi Schüttler hat Erfolg und macht weiter

Eigentlich hatte er gar nicht mehr nach Peking zurückkehren wollen. „Ich hatte den Traum, mit den Olympischen Spielen aufzuhören“, sagt Rainer Schüttler und grinst.

Eigentlich hatte er gar nicht mehr nach Peking zurückkehren wollen. „Ich hatte den Traum, mit den Olympischen Spielen aufzuhören“, sagt Rainer Schüttler und grinst. Nun sitzt der 32 Jahre alte deutsche Tennisprofi als einziger Spieler in der riesigen Players Lounge der China Open, schiebt seinen leeren Teller beiseite, und hat es plötzlich eilig. „Ich muss zum Doppel“, sagt er. Vom Karriereende ist keine Rede mehr – es läuft zu gut.

„Es macht wieder Spaß“, sagt Schüttler, „ich sehe, dass ich wieder richtig gut spielen kann.“ Eine halbe Stunde zuvor hatte es nicht danach ausgesehen. Im Halbfinale der China Open hatte er gegen den stark aufspielenden Israeli Dudi Sela 3:6, 3:6 verloren. Im zweiten Halbfinale verabschiedete sich auch Björn Phau durch ein 2:6, 7:6 (4:7), 1:6 gegen Andy Roddick aus dem Hartplatzturnier. Schüttler aber fühlt sich durch seinen Viertelfinalsieg über den an Nummer vier gesetzten Franzosen Richard Gasquet weiter darin bestärkt, die Karriere fortzusetzen. „Es ist sicher, dass ich auch nächstes Jahr noch spielen werde“, sagt er.

2008 ist zu Schüttlers Comebackjahr geworden. Seit er in Wimbledon ins Halbfinale vorstieß, wo er gegen Rafael Nadal verlor, ist er in der Weltrangliste wieder in die Dimensionen gestiegen, die er schon einmal erreicht hatte. 2004 hatte er es bis auf Rang fünf geschafft, zurzeit wird er auf Rang 35 geführt. 2007 hingegen war er nach einer Sehnenscheidenentzündung bis auf Rang 150 abgerutscht. Zudem hat er sich lange nicht vom Pfeifferschen Drüsenfieber erholt, an dem er 2006 erkrankt war. „Das hat ihn eineinhalb Jahre gekostet, er ist in eine sportliche Krise gerutscht“, sagt sein Trainer Dirk Hordorff. Schüttler steckte zahlreiche Erstrunden-Niederlagen ein, die ihm unerwünschten Medienruhm einbrachten. In dieser Phase sah er seine Karriere nach Olympia beendet.

Doch spätestens seit Wimbledon tritt er wieder voller Selbstvertrauen an. „Er spielt wieder das Tennis, das ihn erfolgreich gemacht hat“, sagt Hordorff, „mit seinem schnellen Antritt und Aggressivität quält er die Gegner.“ Gestern gegen den Israeli Sela allerdings versagte sein Aufschlag. „So hätte er auch gegen Gasquet verloren, es gibt diese Tage“, sagt Hordorff. Er erlitt zu Jahresbeginn einen Herzinfarkt, seitdem reist er nicht mehr zu jedem Turnier. Mit Jan Slocis ist ein weiterer Trainer zum Team gestoßen.

Gedanken über ein Leben neben dem Tennis hat Schüttler sich schon vor einiger Zeit gemacht. „Mit 25 habe ich mir mal die Unterlagen für die Fernuniversität bestellt“, sagt er. Betriebswirtschaftslehre und Jura. In diese Richtung will er nach der Karriere auch gehen. Oder mit Immobilien, im Sportmanagement oder für den World-Team-Cup in Düsseldorf arbeiten. Zurzeit zählt nur Tennis für Schüttler. Fünf Turniere spielt er 2008 noch und muss für die Weltrangliste knapp 200 Punkte aus der letzten Saison verteidigen. Kein einfaches Vorhaben, doch Dirk Hordorff glaubt an den neuen, alten Rainer Schüttler. Er sagt: „Es steckt noch einiges in ihm drin.“

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