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Sport: Keine Pfiffe für den Flüchtigen

Klaus Allofs erreicht in seinem zweiten Spiel als Manager des VfL Wolfsburg ein schwer erkämpftes 1:1 gegen seinen alten Arbeitgeber Werder Bremen.

Von Christian Otto

In den Sprechchören klang ein ordentliches Stück Schadenfreude mit. „Thomas Schaaf, du bist der beste Mann“, sangen die Fans von Werder Bremen in Anspielung an einen Cheftrainer, der ihnen die Treue hält. „Die Nummer eins im Norden sind wir“, war ebenfalls aus der Bremer Fankurve auch zu hören. Es gelang dem Werder-Anhang, aber auch den Bremer Spielern, auf den Verlust von Geschäftsführer Klaus Allofs eine gute Antwort zu finden. Ein Tor von Marko Arnautovic ebnete ihnen den Weg zu einem verdienten 1:1 (1:0) beim VfL Wolfsburg – und verdarb Allofs das Spiel gegen seinen langjährigen Arbeitgeber. Mehr als der Treffer von Bas Dost, der in der 64. Minute eine Vorlage von Vieirinha zum Ausgleich nutzte, war dem Gastgeber nicht vergönnt. „Das ganze Drumherum erschwert die Normalität“, sagte Allofs über den Trubel, für den sein Einstand als neuer starker Mann des VfL Wolfsburg gesorgt hat.

Das Wiedersehen der beiden lange Zeit so erfolgreichen Partner, aus denen plötzlich Rivalen geworden sind, ließ die Partie zur kuriosesten Begegnung des 13. Spieltages in der Fußball-Bundesliga aufsteigen. „Es ist immer noch ganz viel Werder in mir“, hatte Allofs gesagt, dessen Heimpremiere in Wolfsburg bis ins letzte Detail beleuchtet wurde. „Ich war heute sehr konzentriert auf meine Aufgabe“, sagte Schaaf und lieferte ein Musterbeispiel für hanseatische Gelassenheit ab. Beiden gelang es erstaunlich cool und gelassen, ihre Trennung nach 13 überwiegend erfolgreichen Jahren als eine unausweichliche Begebenheit zu verkaufen. Allofs blieben vor und während der Partie bis auf ganz wenige Ausnahmen Schmähungen durch die Werder-Fans erspart. Angesichts seines fahnenfluchtartigen Wechsels vom Hanseatischen ins Niedersächsische mitten in der Saison waren durchaus Pfiffe gegen ihn erwartet worden.

Der Rückschlag für Allofs zur Begrüßung in Wolfsburg bleibt mit der Erkenntnis verbunden, dass es für ihn beim VfL eine Menge zu tun gibt. Die Partie gegen Werder war mit 29 723 Zuschauern nicht ausverkauft. Und die Stimmung in der VfL-Fankurve hielt sich in Grenzen, weil die Mannschaft von Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner einen eher schwachen Auftritt zeigte. Bis auf einen Kopfball von Dost, der in der 34. Minute den Pfosten traf, brachten die VfL-Profis wenig Brauchbares zustande. Das reifere Spiel zeigte Werder Bremen. Beim Führungstreffer profitierte der Gast davon, dass Eljero Elia den Wolfsburger Brasilianer Fagner genarrt hatte. Ein schönes Dribbling und einen klugen Rückpass später stand es 0:1. Österreichs Nationalspieler Arnautovic hatte wenig Mühe, den Gast in Führung zu schießen. Erst nach einem umstrittenen Platzverweis für den Bremer Lukas Schmitz, der nach einer Stunde wegen wiederholten Foulspiels gehen musste, kam Bremen in Not und kassierte noch den Ausgleich. „Wenn ich bei Werder wäre, würde ich mich über den Platzverweis auch aufregen“, sagte Allofs, der seine Wolfsburger Wahrnehmung der Geschehnisse schnell verinnerlicht hat.

Für Köstner kam das erste Remis als VfL-Cheftrainer einem Dämpfer gleich. Er hofft aber darauf, auch unter Allofs im Amt bleiben zu dürfen. „Alle Personalentscheidungen sind erst einmal kein Thema", erklärte Allofs zur Trainerfrage.

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