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Sport: Kick ohne Zauber

Hallenfußball im Winter macht kaum noch Sinn

Am Flughafen von Frankfurt am Main verließ die große Hoffnung des abendlichen Hessen-Cups um 16 Uhr die Ankunftshalle. Der Wolfsburger Marcelinho war gerade mit dem Flieger aus dem Heimaturlaub in Brasilien zurückgekehrt und machte sich umgehend auf den Weg zu seinen Mitspielern in der Frankfurter Ballsporthalle. Kaum zwei Stunden später sorgte Marcelinho dann für eine der ganz wenigen spektakulären Aktionen eines tristen Hallenturniers, als er von weit hinter der Mittellinie einen Ball volley über den Torhüter des Regionalligavereins FSV Frankfurt hinweg auf die Latte lupfte. Die immerhin 5000 Zuschauer staunten, der 32 Jahre alte Marcelinho lebte seine Spiellaune auch noch in den restlichen Minuten aus. Doch abseits dieser Szene gab es beim Hallenturnier in Frankfurt am Main wenig Zauber. Hallenfußball im Winter hat sein Spektakel eingebüßt, so wird es auch von anderen, kaum besser besetzten Turnieren aus dem Land berichtet.

In Frankfurt am Main bildete Marcelinho die einzig lobenswerte Ausnahme einer sonst recht sinnentleerten Veranstaltung. Trotzdem schied sein VfL Wolfsburg als Vorrundenletzter aus, andere Teams taktierten sich zu ereignislosen Siegen. „Ich denke, dass die Einstellung meiner Mannschaft zum Hallenfußball sicher unterhaltsamere Kicks ermöglicht hat als die Taktiererei so manch anderer Mannschaft“, sagte Trainer Felix Magath nach dem Turnier, das letztlich der Zweitligaklub SV Wehen Wiesbaden im Finale gegen die Frankfurter Eintracht gewann. „Und allein um den Spaß für die Zuschauer sollte es eigentlich gehen”, sagte Magath.

Für die wurde es nach Marcelinhos Abschied umso langweiliger, weil die restlichen Teams nicht in der Lage schienen, ihren Ehrgeiz auf schöne Aktionen statt gewonnener Zweikämpfe zu fokussieren. Nicht einmal das aufgrund der ewigen Rivalität zwischen der Frankfurter Eintracht und den Offenbacher Kickers so prestigeträchtige Main-Derby brachte Stimmung in die Bude, weil die unterlegene Eintracht bis auf Neuzugang Martin Fenin mit einer derart namenlosen Truppe antrat, dass nicht mal der treueste Eintracht-Fan die Niederlage als eine Schande interpretieren konnte. „Ich finde das nicht gut, wie wir uns den Fans präsentieren“, kritisierte Eintracht-Legende Karl-Heinz Körbel.

Die Eintracht blieb nicht die Ausnahme. Der FSV Mainz 05 trat sogar mit lediglich einer Stammkraft an, weil Trainer Jürgen Klopp „nach zahlreichen Verletzungen in der Vorrunde kein Risiko eingehen wollte“. Turnierorganisator Gerd Trinklein zeigte sich wenig erfreut, machte aber aufgrund des Willens zu einer Neuauflage des Turniers im kommenden Jahr gute Miene zum lahmen Hallenspiel. Hoffnung auf Besserung macht die Kickerei unterm Dach, die bis vor drei Jahren noch mit einer vom DFB organisierten Hallenmeisterschaft unnötig aufgewertet wurde, aber nicht mehr.

Daniel Meuren[Frankfurt am Main]

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