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Sport: Kieler Woche: 470er-Crew Meister - Thieme aus Berlin wird bei Olympia segeln

Sie haben die Segelwelt auf den Kopf gestellt und sich in Rekordzeit für Olympia qualifiziert. "Selbst der Bundestrainer hat geschmunzelt, als wir ihn gefragt haben, ob das Ticket noch offen und wie die Norm zu erfüllen ist", erzählt Steuermann Stefan Meister bei der Kieler Woche.

Sie haben die Segelwelt auf den Kopf gestellt und sich in Rekordzeit für Olympia qualifiziert. "Selbst der Bundestrainer hat geschmunzelt, als wir ihn gefragt haben, ob das Ticket noch offen und wie die Norm zu erfüllen ist", erzählt Steuermann Stefan Meister bei der Kieler Woche. Auch sein Vorschoter Frank Thieme freut in diesen Tagen noch immer diebisch über den gelungenen Streich: "Mit uns hat doch keiner gerechnet." Seit dem 14. Juni gehören die beiden Berliner zum deutschen Olympia-Team. In allerletzter Minute lösten der 29 Jahre alte Meister und der 37-jährige Thieme mit Platz sechs bei der Europameisterschaft das Ticket.

Nun hat das Duo sogar eine eigene Managerin. "Ich kümmere mich um den organisatorischen Kram", sagt Carolin Grosser. Die 25-Jährige, die selbst in der Zweihand-Jolle sitzt, scheiterte in der Qualifikation. Als Managerin ist sie erfolgreicher. Unmittelbar nach dem Paukenschlag ihrer Jungs hat sie einen Sponsoren-Vertrag mit einem Internet-Dienstleister (yellout.de) an Land gezogen. "Das alles ist doch wie im Märchen", sagt sie und freut sich über ihre neue Rolle: "Die Jungs vertrauen mir blind. Die haben die Verträge noch nicht einmal gelesen."

Die Aufsteiger haben dazu auch keine Zeit. Bei der Kieler Woche, wo sie mit ihrem neuen 470er auf Jungfernfahrt gingen, bestreiten sie erst ihre fünfte gemeinsame Regatta. Meister, einst Weltmeister in dem nur den Insidern bekannten H-Boot, segelte früher mit Jan Lietzmann im 470er.

Diplom-Ingenieur Meister, der sich mit einem Physik-Studium weiterbildet, und Software-Entwickler Thieme, einst Landestrainer beim Berliner Segel-Verband und da auch Coach seines jetzigen Steuermanns, nannten ein einfaches Erfolgsrezept: Professionalität. Mit ihrem Erfolg haben sie vielen anderen Seglern, die sich jahrelang auf eine Olympia-Kampagne vorbereitet haben, ein Armutszeugnis ausgestellt.

Im Gegensatz zur 470er-Crew Meister/Thieme hat Jochen Schümann zum letzten Mal die "Mission Gold" eingeläutet. Für Deutschlands erfolgreichstem Segler der vergangenen 25 Jahre begann mit der Kieler Woche die heiße Phase der Vorbereitung auf seine sechsten Olympischen Spiele. "Wir wissen wo wir stehen, es kann in Sydney nur um eine Medaille - möglichst natürlich Gold - gehen", sagt der dreimalige Olympiasieger aus Berlin, der im bayerischen Penzberg lebt. Vier Jahre nach seinem Triumph bei den Spielen von Atlanta will der Hoffnungsträger des Deutschen Segler-Verbandes (DSV) in der Soling-Klasse erneut zum großen Schlag ausholen. Gemeinsam mit seinen Vorschotern Gunnar Bahr und Ingo Borkowski vom Yachtclub Grünau nutzt Schümann die Generalprobe vor Kiel-Schilksee als letzten Härtetest: "Falls einer der Konkurrenten jetzt noch den Stein der Weisen hervorzaubert, haben wir noch zwölf Wochen Zeit, um zu reagieren."

Die Zeit des Wartens ist für den 46-Jährigen, der seinen ersten Olympiasieg 1976 in Montreal noch in der Finn-Dinghi-Klasse feierte, vorbei. Schon vor drei Jahren hatte der DSV Schümann das Vertrauen ausgesprochen und ihn für die Soling-Klasse gesetzt: "Eigentlich ist das eher ein Nachteil, denn mangels Konkurrenz im eigenen Land mussten wir uns internationale Trainingspartner suchen, die sich ihrerseits an uns aufbauen konnten." Dennoch hat der bisherige Verlauf der Olympia-Saison Schümann optimistisch gemacht: "Die konstant guten Ergebnisse sind unser Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Während andere heute Erster und morgen Zwölfter sind, konnten wir uns eigentlich immer unter den besten fünf platzieren."

Jeweils Fünfter war das Team Schümann auch bei der WM vor Murcia (Spanien) Anfang April und bei der EM vor La Rochelle (Frankreich) vergangene Woche. Doch selbst die verpassten Medaillen haben nicht für Verunsicherung gesorgt. "Wir haben immer bis zum Schluss mit um den Sieg gekämpft und - bedingt durch den Modus - schließlich aufgrund eines schwächeren Rennens ein paar Plätze verloren", so Schümann: "Nach dem Olympia-Modus, der ja auch hier bei der Kieler Woche gilt, hätten wir bei der WM Silber geholt."

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