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Sport: Kjetil Rekdal tat bei Herthas 1:1 viel für eine Verlängerung seines Vertrages

Nein, er hatte keinen Schlag ins Gesicht bekommen. Kjetil Rekdal hatte sich, tief unten in den Katakomben des Olympiastadions, wieder einmal Kautabak in den Mund gestopft.

Nein, er hatte keinen Schlag ins Gesicht bekommen. Kjetil Rekdal hatte sich, tief unten in den Katakomben des Olympiastadions, wieder einmal Kautabak in den Mund gestopft. Ein wenig deformiert sah er schon aus. Doch Rekdal sah auch zufrieden aus. "Kjetil hat sehr gut gespielt", war sein Trainer Jürgen Röber zuvor bei der Pressekonferenz voll des Lobes. Wenigstens einer, der wusste, dass er sich freuen durfte. Nach einem Remis, das zwiespältige Gefühle hinterließ. Bei Hertha, aber auch bei den Münchnern vom TSV 1860.

Rekdal, der Mannschaftskapitän, nach seinem dritten Beinbruch wieder auf dem Weg nach oben, spielte an diesem tristen Abend nicht nur für Hertha, sondern auch für sich. Eingeweihte glauben zu wissen, der 31-Jährige werde nach der Saison bei der angekündigten Reduzierung des Kaders auf 26 zu den Ausgesonderten gehören. "Darüber mache ich mir keine Gedanken", beteuert der Norweger mit so unschuldigem Blick, dass man fast geneigt gewesen wäre, ihm zu glauben. Natürlich beschäftigt ihn seine nahe sportliche Zukunft. Jetzt, da sein Vertrag ausläuft, umso mehr.

Am Dienstagabend sah man Rekdal engagiert wie selten spielen, als Libero meist vor der Abwehr. So, wie es Röber von ihm zumindest in den Heimspielen fordert. Und er stürmte in der ersten Halbzeit mit nach vorn, als wollte er es den eigentlichen Stürmern zeigen. Nur das Tor, das wollte ihm partout nicht gelingen. "Bei der ersten Großchance hätte ich vielleicht noch ein Stück auf den Torhüter zulaufen sollen. Dann hätte ich vielleicht sogar in die kurze Ecke schießen können", haderte Rekdal später mit sich selbst. Nur kurz. Denn die Genugtuung über die starke Partie überwog.

Eine starke Partie konnte man den meisten seiner Kameraden nicht attestieren. Viele seien nach 28 Pflichtspielen binnen vier Monaten fix und fertig, stellte sich Röber hinter all jene, denen drei Spiele an sieben Tagen noch gehörig in den Knochen steckten. Röber, der für heute außerplanmäßig trainingsfrei gab, verteilte sogar Komplimente, "weil sie alle nach dem Rückstand so mächtig zurückgefightet" hätten. Und durch das Tor von Kostas Konstantinidis wenigstens noch einen Zähler erkämpften.

Weil, so Thomas Häßler, "unserer jungen Mannschaft in den entscheidenden Situationen die Kaltschnäuzigkeit fehlte". So, als Daniel Borimirow nach dem 0:1 eine Großchance vergab sowie Häßler selbst und Nedijeljko Zelic später beim Gleichstand am glänzenden Gabor Kiraly scheiterten. Derart viele klare Möglichkeiten hatten die Herthaner nicht. Münchens Trainer Werner Lorant meinte zu Recht: "Wenn wir noch ein weiteres Tor vorgelegt hätten, wäre die Partie gelaufen gewesen." Auch Lorant war nicht entgangen, dass einige Herthaner auf dem Zahnfleisch gingen. Wohl mehr aus Sympathie zum Hertha-Trainer, dem er am Vorabend bei der Berliner Sportlerwahl die Trophäe überreicht hatte, bezeichnete Lorant das Resultat als "gerecht". Im kleinen Kreis hörte sich das ein wenig anders an.

Ob er denn, wurde Lorants Gegenspieler Röber sinnigerweise gefragt, die Winterpause herbeisehne. Nein, so Röber, man würde lieber durchspielen. Wenn am Sonntag das Gastspiel in Dortmund abgepfiffen wird, geht Röber wieder in die Luft. Oder besser: in die Höhe. Auf 2000 Meter, zum Skilaufen.

Klaus Rocca

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