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Sport: Klamme Millionäre

Krise in der amerikanischen Eishockey-Liga: Zwei Klubs können keine Spielergehälter zahlen

New York. Ausgerechnet in seinem zehnten Amtsjahr bekommt die glänzende Bilanz von Gary Bettman tiefe Kratzer. Vergangene Woche musste der Commissioner der National Hockey League (NHL) die Pleite der Ottawa Senators kommentieren, vier Tage später ging der mächtigste Mann im amerikanischen Eishockey als Zwangsverwalter der überschuldeten Buffalo Sabres zum Konkursrichter. Bis dahin hatte es in 29 Jahren in allen vier großen nordamerikanischen Profiligen (Eishockey, Baseball, Football und Basketball) nur zwei Klubs gegeben, die Bankrott gingen.

Bettman, der gern darauf verweist, dass die Gewinne der 30 NHL-Klubs während seines Schaffens um 600 Prozent gestiegen sind, versuchte, die Wogen zu glätten. Der Schritt bedeute für beide Teams die Chance auf einen Neuanfang, Schulden könnten gestrichen und neue Besitzer gesucht werden. Nach seinen Angaben drücken Buffalo 206 Millionen Dollar an Verbindlichkeiten. Ottawa steht mit 160 Millionen Dollar Schulden besser da, ist zudem derzeit hinter Dallas das zweitbeste Team der Liga und gilt als Kandidat für den Titel, den Stanley Cup.

Einen Schuldigen für die Misere hat Bettman gefunden: die Spieler. „Ganz egal, wie schnell die Erträge gewachsen sind, wegen der sprunghaft gestiegenen Spielergehälter reicht es für einige Klubs einfach nicht.“ Das sieht der Chef der Spielergewerkschaft, Bob Goodenow, anders: „Bettman will nur die falschen Geschäftsentscheidungen der Klub-Besitzer vertuschen.“

Zumindest in den Fällen Buffalo und Ottawa liegt Goodenow wohl richtig. Für die Sabres begann die Krise im Juni 2002, als Klubbesitzer John Rigas mit seinem Unternehmen aus der Kommunikationsbranche in Konkurs ging. Damit fiel für Buffalo der mit 130 Millionen Dollar größte Kreditgeber aus. „Die Sache in Ottawa war von Anfang an eine Zeitbombe“, sagt Goodenow. Er verweist auf den holprigen Start des Klubs im Jahr 1992. Damals sorgte Rod Bryden mit einem 32-Millionen-Dollar-Deal dafür, dass die NHL-Lizenz nach Ottawa ging. Wenig später sicherte sich der Finanzjongleur die Mehrheit der Senators-Anteile – wieder auf Pump. Die daraus resultierenden Zinszahlungen sind schuld daran, dass der Klub im Januar keine Spielergehälter auszahlen kann. „Das Team scheffelt tonnenweise Geld, nur reicht das nicht, um die Schuldenlast zu tilgen“, sagt Goodenow.

Auch die Entwicklung bei den Spielergehältern belastet die Liga: In den vergangenen acht Jahren ist das Saison-Durchschnittseinkommen der Spieler von 733 000 auf 1,64 Millionen Dollar gestiegen. 73 Prozent aller Einnahmen in der NHL werden für das Personal ausgegeben. Gleichzeitig schrumpfen die Werbeeinnahmen. Ende nächster Saison dürfte es spannend werden, ein Fernsehkontrakt läuft ebenso aus wie der Manteltarifvertrag zwischen Klubbesitzern und Spielergewerkschaft. Doch bis dahin denken sie momentan weder in Buffalo noch in Ottawa. Beide Teams spielen weiter, gleichzeitig wird nach solventen neuen Besitzern gesucht. Mutig müssen die angesichts der derzeitigen Lage in der NHL in jedem Fall sein.

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