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Klaps oder Tätlichkeit?: Götz' fristlose Kündigung bestätigt

Götz hatte die Handgreiflichkeit nie bestritten, sich sogar später entschuldigt. In der aufgeheizten Kabinensituation habe er Stier wegen eines taktischen Fehlers gerügt und ihm mit der Hand an den Kopf gelangt, nach dem Motto: Du lernst es wohl nie. Jetzt verlor er vor Gericht.

„Nun mal los, wie war das denn in Braunschweig?“, sagt Richterin Sabine Göldner-Dahmke. Ihre ermunternden Worte lassen bei einigen Profis Sätze sprudeln, die wie einstudiert wirken. „Trainer können Fußballer kritisieren“, sagt etwa Mittelfeldspieler Alexander Nouri, „aber als Menschen sind sie unantastbar.“ Sein Mitspieler Tim Wulff knetet die Finger und sagt: „Ich wusste gar nicht, wie ich mich verhalten sollte. Wir waren eingeschüchtert. Wir hatten Angst, Fehler zu machen.“ Wulff und fünf seiner Kollegen von Holstein Kiel sind als Zeugen geladen, sie sollen gegen ihren ehemaligen Trainer Falko Götz aussagen. Im wichtigsten Punkt besteht Einigkeit: Falko Götz hat den Spieler Marco Stier am 8. August 2009 nach dem 1:2 der Kieler bei Eintracht Braunschweig in der Kabine dreimal mit dem Handballen gegen die Stirn geschlagen. Um 15.35 Uhr am Donnerstag sagt Göldner-Dahmke: „Die Tätlichkeit besitzt die Qualität einer Körperverletzung. Es kann nicht sein, dass ein Vorgesetzter, ein Fußball-Lehrer, solch ein Fehlverhalten an den Tag legt.“

Damit weist das Arbeitsgericht die Klage von Falko Götz gegen seine fristlose Kündigung zurück. Die wie Schulbuben an der Wand aufgereihten Profis trauen sich jetzt zu grinsen, Holsteins Präsident Roland Reime schüttelt der Anwältin Gaby Krämmer die Hand: Der Klub spart durch das Urteil eine Abfindung von einer Million Euro. Götz hatte die Handgreiflichkeit nie bestritten, sich sogar später entschuldigt. In der aufgeheizten Kabinensituation habe er Stier wegen eines taktischen Fehlers gerügt und ihm mit der Hand an den Kopf gelangt, nach dem Motto: Du lernst es wohl nie.

Nach einem Fehler Stiers folgte ein Konter des Gegners und eine Notbremse des Kielers Schyrba, der die Rote Karte sah. Der Zeuge Stier sagt aus: „Herr Götz hat mich angeschrieen: ,Du mit Deinem Egoismus, muss man Dir das erst aus dem Schädel hämmern?’ Dann hat er mir drei Mal ganz doll gegen die Stirn geschlagen.“ Ein Klaps, wie von Götz behauptet, sei das nicht gewesen.

Vor 13 Monaten hatte Holstein Götz an die Förde geholt. In der Fußballprovinz sollte Großes entstehen – ausgestattet mit einem Vertrag bis 2013, viel Geld und allen Kompetenzen war die Zweite Liga das Ziel. Älteren Profis wie Kapitän Sven Boy hatte Götz gesagt, dass er ohne sie plane. Mitte September rief Boy beim Hauptsponsor und Aufsichtsrat Gerhard Lütje an und berichtete, 21 von 22 Spielern hätten sich gegen Götz ausgesprochen. Mit diesem Trainer steige man ab, er sei arrogant und unnahbar. Die Spieler hätten Angst vor ihm. Lütje glaubt ihm. Der Klub kann Götz nach dem Vorfall von Braunschweig fristlos kündigen. Und tut es. Ob Falko Götz gegen das Urteil Berufung einlegt, ist noch offen.

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