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Anfeuerung ist erlaubt. Auf die übliche Show kurz vor dem Anpfiff müssen die Volleys-Fans aber heute verzichten. Foto: dapd

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Sport: Klare Sicht

Heute spielen die Volleys in der Champions League ohne Nebel und Spotlight – der Verband verbietet es.

Berlin - Am Sonntagabend tauchten dann plötzlich noch zwei weitere Namen auf, damit hatten sie bei den BR Volleys nun gar nicht gerechnet. Diese beiden fehlten bisher auf der Teilnehmerliste. Aber gut, buchte man halt zusätzlich Hotelzimmer, war ja letztlich kein Problem. Dann rückte Budvanska Rivijera Budva halt mit noch mehr Leuten an, als ursprünglich geplant. Matthias Klee, Geschäftsführer der Volleys und Chef-Organisator des Deutschen Volleyball-Meisters, ist es viel wichtiger, dass die Berliner heute (19.30 Uhr, Schmeling-Halle) ihr Spiel in der Champions League gegen den Meister von Montenegro gewinnen.

Ein anderes Problem kann Klee allerdings nicht lösen, nicht mal mit größtem Aufwand. Denn heute treffen mal wieder zwei Gedankenwelten aufeinander. Die Volleys, die ihren Sport populär präsentieren wollen und der Europäische Verband CEV, der auf Nüchternheit setzt. Bis zum Spielbeginn wird das Licht in der Halle grell leuchten, die Spieler werden sich einschlagen, dann werden sie irgendwann vom Hallensprecher vorgestellt, sie grüßen kurz zum Publikum, dann: Spielbeginn. Kein Spotlight vor dem Anpfiff, das die Profis einfängt, keine Nebelschwaden, aus denen sie sich lösen, keine Knicklichter, die wie überdimensionale Glühwürmchen durch die abgedunkelte Halle fliegen. Stattdessen: „Alles ein bisschen langweilig.“ So sieht das Klee. So sehen das wohl alle Zuschauer.

Ausgerechnet der wichtigste, der spektakulärste, der spannendste Vereins-Wettbewerb im europäischen Volleyball, die Champions League, wird präsentiert wie ein nettes Kaffeekränzchen mit sportlichem Beiprogramm. Und ausgerechnet die Volleys, die Volleyball aus der Schulturnhallenmiefigkeit herausholen wollen, müssen diese Langeweile präsentieren. 16 Minuten vor Spielbeginn beginnt sie. Von dieser Sekunde an ist jedes Showelement bis zum Anpfiff untersagt.

Der CEV will es so. „Wir möchten, dass alle Vereine die Champions League einheitlich präsentieren“, sagt Peter Zika, bei der CEV zuständig für Marketing. „Wir wollen Sport, keine Show.“ Naja, nicht ganz. „Wenn jemand kreativ ist, unterstützen wir das.“ Eine Show ist grundsätzlich okay, nur halt bloß bis 16 Minuten vor Spielbeginn. Also bis zu der Phase, in der die Volleys in der Bundesliga ihre größte Kreativität entwickeln.

Bei der Deutschen Volleyball-Liga (DVL) sind sie eigentlich froh, dass ein Klub wie die Volleys die Sportart aufpeppen und medial kurzweiliger als sonst präsentieren. Deshalb ist Daniel Sattler vom DVL-Vorstand auch nicht sonderlich glücklich mit der Präsentation. „Eine gewisse Einheitlichkeit hat auch ihre Vorteile“, sagt er. Andererseits lässt die DVL ihren Klubs mehr Freiraum. „Das Dilemma der Volleys ist der Umstand, dass die CEV exakte Standards vorgibt. Die DVL dagegen nur Mindeststandards.“ Deshalb dürfen die Volleys in der Bundesliga das ganze Programm abspulen. „Innovationen entstehen immer dann, wenn einer vorangeht“, sagt Sattler. „Vielleicht sollte man die Leine etwas länger lassen.“

Aber die Leine ist ziemlich kurz. Zum Beispiel auch bei LED-Werbebanden. Die sind erst mal nicht erlaubt in der Gruppenphase. Die Volleys haben sich für viel Geld vor dieser Saison welche angeschafft, aber die Werbelogos prangen heute auf Holzbanden. „Wir haben viele Vereine, die sich solche Banden nicht leisten können“, sagt Zika. „Und da für jeden Klub die gleichen Konditionen gelten, können wir das nicht erlauben. Wir haben nicht nur reiche Vereine.“

Für das Final Four gelten dann wieder andere Regeln. Da kann man LED-Banden verwenden, allerdings, sagt Klee, müsse man dann 10 000 Euro an die CEV überweisen. „Das ist etwas absurd.“

Immerhin: Ein bisschen Showtime ist heute ja denn doch. In der ersten Satzpause dröhnt spezielle Musik aus den Boxen: der Song, der als neue Klubhymne ausgewählt wurde und für den die Fans den Text geschrieben haben. Die CEV hat nichts dagegen. Frank Bachner

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