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Sport: Kleine Hoffnung

Alba kann in Piräus neben Neuverpflichtung Chuck Evans zehn weitere Spieler aufbieten

Berlin. Nur kurz kehrte Burkhardt Prigge im Training am Dienstagvormittag seinem Team den Rücken zu, doch das genügte, um das nächste Unglück zu verpassen. Als sich der Basketball-Kotrainer von Alba Berlin wieder umdrehte, lag John Best umringt von seinen Teamkameraden am Boden und hielt sich das linke Knie. „Was ist denn jetzt schon wieder?“, sagte Prigge entnervt. Verletze Spieler hat der Kotrainer in den vergangenen Wochen genug gesehen. Doch als der Schmerz nachließ, sagte Best: „Ich bin ein Krieger – erst wenn man Blut sieht, kann es etwas Ernstes sein.“ Man sah aber kein Blut.

John Best wird heute in der Europaliga bei Olympiakos Piräus (20 Uhr, live auf TV Berlin) spielen können. Der Trainingsunfall ohne ernste Folgen, wendet sich nun das Verletzungspech, das den Berlinern in den letzten Wochen so übel mitgespielt hat? Kurzfristig hatten die Berliner mit der Euroleague sogar über eine Verlegung des heutigen Spiels verhandelt, weil es den Anschein hatte, dass der Klub nicht die erforderlichen acht gemeldeten Spieler zusammenbekommt. Nun aber sieht das anders aus. Nicht nur, dass Szymon Szewczyk und Stefano Garris mitfahren konnten. Inzwischen begrüßt der Deutsche Meister auch einen neuen Aufbauspieler in seinen Reihen: Chuck Evans. Der 1,80 Meter große Spielmacher von Brandt Hagen flog bereits nach Athen mit und soll, wenn die Spielberechtigung rechtzeitig eintrifft, gegen Olympiakos spielen können. Mit dieser Nachverpflichtung reagiert Alba auf die Verletztenmisere auf der Aufbauposition. „Wir haben jemanden gesucht, der uns temporär helfen kann“, sagt Albas Vizepräsident Marco Baldi, „die Not war sehr groß.“

Am Sonntag spielte Evans noch für Hagen in der Bundesliga, doch weil sein Klub am Montag endgültig Insolvenz anmelden musste, konnte ihn Alba kurzfristig verpflichten. Evans’ Agent war vor einigen Wochen auf Alba zugegangen. „Er wollte weg aus Hagen“, berichtet Baldi. Der erfahrene Spielmacher erhielt einen Vertrag bis zum 15. Januar, den der Verein noch verlängern kann. „Ich hoffe, dass ich Alba in dieser schwierigen Zeit mit all den Verletzten helfen kann“, sagte Evans. Bis zu seiner Verpflichtung stand Trainer Emir Mutapcic für das heutige Spiel einzig DeJuan Collins als Spielmacher zur Verfügung, alle anderen sind verletzt.

Bereits in Piräus erwartet sich Mutapcic Entlastung von seinem Neuen. „Er kann sofort Impulse geben, denn er hat bis zuletzt gespielt und steht voll im Training“, ließ der Trainer via Pressemitteilung verlauten. In der letzten Saison verpflichtete Alba ähnlich kurzfristig John Celestand, musste aber viel Zeit und Mühe darauf verwenden, ihn fit zu bekommen.

Mit elf Akteuren reiste Alba nun am Mittwoch nach Griechenland. Allerdings zählen hierbei neben den Rollenspielern Evans, Leutloff, Mostafa und Verginella auch die beiden Rekonvaleszenten Garris und Szewczyk dazu. „Das bedeutet nicht viel für das Spiel in Piräus“, sagt Mutapcic, „beide sind seit einem Monat ohne Training.“ Der Einsatz von Garris ist noch fraglich. Und Szewczyk ist sich auch nicht sicher, wie lange er durchhalten wird. „Vielleicht kann ich nur drei Sekunden spielen, vielleicht dreißig Minuten.“

Besonders schwierig erweist sich die psychische Verfassung der Mannschaft. „Wir sind mental unten“, sagt Mutapcic, „aber das ist keine Überraschung nach diesen zahlreichen Verletzungen.“ Bei der deprimierenden Niederlage in Bonn (79:99) fiel das dezimierte Team im zweiten Viertel auseinander. „Als Bonn nicht aufhörte, alle Schüsse zu treffen, hat das unsere Motivation gekillt“, sagte John Best.

Vielleicht motiviert die Ausgangsposition in der Europaliga die Berliner für die gesamten 40 Spielminuten. Beide Teams gewannen bei sechs Versuchen erst einmal. Ein Auswärtssieg in Piräus dürfte Albas letzte Chance sein, um sich noch kleine Hoffnungen auf Platz fünf machen zu können. Szewczyk sagt: „Nur wenn wir gewinnen, bleiben wir am Leben.“

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