zum Hauptinhalt

Sport: Kleine Korrekturen

Der neue Volleyball-Coach des SCC will das Leistungsgefälle im Team abbauen

Berlin - Michael Warm sagt, dass er Mirco Culic „seither“ nicht gesprochen hat. „Seither“ ist der Donnerstag vor zwei Wochen. Da hat der Volleyball-Trainer Culic erfahren, dass er nicht mehr gebraucht wird. Sein Vertrag beim Bundesligisten SC Charlottenburg wurde nicht verlängert. Sein Nachfolger heißt Michael Warm. Und sein Nachfolger hat natürlich schon Interesse an einem Gespräch mit dem gebürtigen Serben. „Ich werde sicher mit Mirco reden, aber über die Situation allgemein. Ich erwarte keine Tipps, und ich will auch keine“, sagt Warm. Er ist schließlich selber seit 20 Jahren im Geschäft.

In Nürnberg spielte er selber, kam bis zur Regionalliga, aber mit 26 war Schluss. Ein Skiunfall, Ende der Laufbahn. Danach gab’s im Volleyball nur noch Michael Warm, den Trainer. Seinen ersten Übungsleiterschein machte er mit 16, seit neun Jahren ist er Junioren-Nationaltrainer und Coach der Talentschmiede VC Olympia, seit sechs Jahren Assistent des Männer-Bundestrainers. Irgendwann gab es mal auch eine Phase als Hauptschullehrer in Bayern, aber das ist lange her.

Jetzt ist Warm sozusagen am Ziel. „Der SCC ist ein Topverein. Da überlegt man nicht lange“, sagt er. Nur ein paar Tage. Er hat sich mit SCC-Manager Kaweh Niroomand zusammengesetzt, sie haben über Mannschaft, Zielsetzung und Probleme geredet. „Wir haben gleiche Auffassungen“, sagt Warm. Die Auffassung von Niroomand ist einfach. „Die Mannschaft hatte nicht mehr genug Spannung, als es darauf ankam. Sie hatte davor Spiele gewonnen, weil die Liga so schwach ist“, hatte der Manager nach der Saison erklärt, die der SCC nur auf Platz vier beendete. Und er glaubt, dass Culic ein feiner Kerl ist, aber nicht immer genug die Mentalität deutscher Talente kenne. Deshalb holte er ja auch Warm.

Dieser hat Spieler wie Robert Kromm und Felix Fischer ausgebildet, von seinem Team, dem VC Olympia, kommen in der neuen Saison Marcus Böhme, Dirk Westphal und Patrick Steuerwald zum SCC. Aber Warm legt Wert darauf, dass die sich schon für den SCC entschieden haben, bevor er Niroomand zusagte. Doch durch die Nationalmannschaft kenne der 37-Jährige auch die SCC-Routiniers, Marco Liefke etwa. Er muss sich, sagt er, nicht groß umstellen.

Eher müssen sich die Spieler darauf einrichten, dass der Neue „die Spielweise etwas ändert“. Und dass „er noch ein paar technische Schwächen beheben will“. Und die Annahme stabilisieren will. Und natürlich muss sich die Mannschaft daran gewöhnen, dass ein neuer Außenangreifer kommt. Kromm geht nach Italien, zu Modena, für ihn wird wohl ein Ausländer zum SCC kommen. „Ich sehe im Moment wenig geeignete, bezahlbare deutsche Spieler.“ Höchstens Björn Andrae, „aber der bleibt in Italien“, sagt Warm.

Einer wie Andrae würde natürlich passen. Einer, der stabil spielt. Das Leistungsgefälle beim SCC war zu groß, sagt Warm. Die Leute hinter der Stammsechs waren nicht immer gut genug. Warm verspricht, dass der SCC bald „ausgeglichener auftritt“. Er hat viel von Stelian Moculescu abgeschaut, dem Bundestrainer und Coach des VfB Friedrichshafen. „Zum Beispiel, wie man ein Team führt.“

Mit Mirco Culic wird er anders umgehen, natürlich. Von ihm will er vor allem eins wissen: „Wohin gehst du jetzt?“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false