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Sport: Kleine Stadt, was nun?

Robert Ide über Leipzigs neue Pläne für Olympia 2012 Leipzig ist eine Weltstadt – nur wissen das viele nicht. Okay, hier finden seit Jahren einige große Messen statt, das ist bekannt; auch die Kultur hat in der Stadt eine Heimat: Johann Sebastian Bach, Auerbachs Keller, der Thomanerchor.

Robert Ide über Leipzigs

neue Pläne für Olympia 2012

Leipzig ist eine Weltstadt – nur wissen das viele nicht. Okay, hier finden seit Jahren einige große Messen statt, das ist bekannt; auch die Kultur hat in der Stadt eine Heimat: Johann Sebastian Bach, Auerbachs Keller, der Thomanerchor. Ach ja, und das ostdeutsche Volk erzwang hier eine Revolution. Aber sonst? Sonst ist Leipzig ziemlich provinziell. Meinen viele.

Dieses Bild ist nicht gerade förderlich für eine Bewerbung um Olympia. Zu den Konkurrenten für 2012 fällt den meisten wohl mehr ein: New York, Paris, London, Rio de Janeiro. Das klingt eher nach weiter Welt.

Aber Leipzig hat international eine Chance. Als Außenseiter. Schon einmal überraschte die sächsische Stadt die Sportwelt – im nationalen Rennen ließ sie die Favoriten Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main und Stuttgart hinter sich. Leipzig setzte auf Charme – auf Fairness, Freundlichkeit, Begeisterung. National reichte das.

International reicht das nicht. Da braucht es große Hotels, moderne Stadien, kurze Wege, globales Flair. Deshalb muss die Bewerbung neu ausgerichtet werden. Alles Provinzielle, so charmant es sein mag, muss weg. Die Olympiaplaner wissen das. Die Bewerbungsgesellschaft ist umgezogen, sie residiert jetzt im höchsten Haus der Stadt. Und Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee bereist die Kontinente und spielt den Sportdiplomaten. So viel weite Welt muss sein.

Heute nun steht eine weitere EntProvinzialisierung der Bewerbung an. Städte, die noch kleiner sind als Leipzig und die weit entfernt liegen, werden wohl vom Aufsichtsrat der Bewerbungsgesellschaft aus den Olympiaplanungen entfernt. Das ist schade für eine Stadt wie Riesa, die sich bisher an der Bewerbung beteiligt hatte. Die Ortschaft – 37 970 Einwohner, 90 Kilometer Entfernung bis Leipzig – hatte sich derart für olympisches Boxen begeistert, dass sogar Muhammad Ali vorbeischaute. Doch dieser Charme reicht für Olympia nicht. Deshalb ist es richtig, dass Riesa künftig nicht mehr mitspielen darf.

Leipzig als Weltstadt zu verkaufen, wird schon schwer genug.

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