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Sport: Kleiner Sohn, großer Fußball

Robert Ide über eine Revolution in der afrikanischen Wüste Dies ist eine unglaubliche, aber wahre Geschichte: Es war einmal ein bekannter Revolutionsführer, der hatte viele Leute getötet und es deshalb zu einiger Berühmtheit gebracht. Dieser Revolutionsführer hatte einen Sohn, der auch einmal berühmt werden wollte.

Robert Ide über eine Revolution

in der afrikanischen Wüste

Dies ist eine unglaubliche, aber wahre Geschichte:

Es war einmal ein bekannter Revolutionsführer, der hatte viele Leute getötet und es deshalb zu einiger Berühmtheit gebracht. Dieser Revolutionsführer hatte einen Sohn, der auch einmal berühmt werden wollte. Ohne Blut.

Der Sohn spielte Fußball. In einem Privatverein in seinem Wüstenstaat schaffte er es bis in die Stammelf. Er spielte im Mittelfeld, auf der linken Seite, außerdem war er Trainer des Vereins. Und Präsident. Als ihm das zu langweilig wurde, kaufte er seinem Klub ein Testspiel gegen einen berühmten Verein aus Spanien. 90 Minuten war der Spieler, Trainer und Präsident ein Star. Der Spaß kostete 300 000 Euro.

Das Fußballspiel gegen den berühmten Verein aus Europa war eine kleine Revolution im Wüstenstaat. Doch dem Sohn des großen Revoluzzers reichte das nicht. Also zog er hinaus in die große Welt. Er kaufte sich als Spieler in eine bekannte Fußballmannschaft ein, in Italien, und wurde außerdem Aufsichtsrat eines noch bekannteren Klubs, auch in Italien. Immer, wenn beide Vereine spielten, gab es Aufregung. Und 90 weitere Minuten Berühmtheit. Kosten dieses Unterfangens: unbekannt.

In dieser Woche hat es der Sohn aus der Wüste schließlich geschafft: Er ist so berühmt wie sein Vater. Als Fußballer war er gedopt. Bei einem Meisterschaftsspiel in Italien, bei dem er nur auf der Ersatzbank saß, fanden Kontrolleure ein Aufputschmittel in seinem Blut. Auf die B-Probe des positiven Befundes verzichtete der Beschuldigte. Das sah aus wie ein Eingeständnis – und brachte viele Schlagzeilen. Nun wird der Dopingsünder für zwei Jahre gesperrt.

Fußballstar kann er nicht mehr werden. Aber berühmt will er bleiben.

Am Samstag traf sich der Sohn aus dem Wüstenstaat mit dem Sportminister seines Nachbarlandes. Sie beschlossen, die Fußball- Weltmeisterschaft auszurichten, und gründeten ein Organisationskomitee. Libyen und Tunesien sollen 2010 zum Mittelpunkt der Erde werden. Und Al-Saadi Gaddafi zum berühmtesten Mann der Welt. Der Spaß soll neun Milliarden Dollar kosten.

Leider ist der Weltverband Fifa gegen diesen Plan. Eine gemeinsame WM mit nur einem Organisationskomitee sei gegen die Statuten. Jetzt muss sich Gaddafi etwas Neues einfallen lassen. Ohne Blut. Ohne Fußball.

Eine wahre, traurige, unendliche Geschichte.

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