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Abgerutscht. Sabine Lisicki hat die Lockerheit auf dem Tennisplatz verloren. Foto: dpa

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Sport: Kleinlaut und verunsichert

Sabine Lisicki trennt sich nach nur drei Monaten von Trainer Ricardo Sanchez.

Berlin - Es war ein kurzes Intermezzo. Nach nur drei Monaten hat sich Sabine Lisicki wieder von ihrem Trainer Ricardo Sanchez getrennt. Mit dem Spanier sollte eigentlich alles besser werden, nachdem Lisicki bisher nur von ihrem Vater Richard betreut worden war. Beim Turnier in Stuttgart gab die 23-Jährige nun bekannt, dass „es einfach nicht gepasst“ habe. Sie habe nicht frei aufspielen können, ihren Instinkt verloren, beklagte Lisicki. Auch bei ihrem Erstrundenspiel am Dienstag war zu erkennen, dass sich Lisicki derzeit auf unsicherem Terrain befindet. Selbst auf Platz 47 der Rangliste abgerutscht hatte Lisicki mit der 100 Positionen hinter ihr platzierten Italienerin Nastassja Burnett mehr Mühe, als das Ergebnis von 6:3 und 6:4 aussagte. „Ich bin noch nicht bereit, Top-Tennis zu spielen und gegen Gegnerinnen zu gewinnen, die ich normalerweise schlage“, hatte Lisicki schon im Vorfeld erklärt. Ab sofort arbeitet sie mit Robert Orlik zusammen, der unter anderem auch schon ihre deutschen Kolleginnen Annika Beck und Mona Barthel betreut.

Schon die vergangene Woche war für Lisicki keine leichte gewesen. Das angestrengte Lächeln der Berlinerin bei jedem öffentlichen Auftritt der Fed-Cup-Mannschaft in Stuttgart verriet, dass ihr überhaupt nicht zum Lachen zumute war. In der Relegation gegen Serbien wurde Lisicki zur Nebendarstellerin degradiert. Nicht einmal, als es am Sonntag die Fügung wollte, dass sie doch noch einen Moment im Scheinwerferlicht abbekam, genoss ihn Lisicki so wie sonst. Sie holte an der Seite von Anna-Lena Grönefeld den entscheidenden Punkt, der den Aufstieg des deutschen Teams besiegelte – aber sie spürte wohl, dass sie nicht die große Heldin dieses Triumphs war. Im Mittelpunkt standen andere. Warum genau Bundestrainerin Barbara Rittner Mona Barthel den Vorzug als Einzelspielerin gegeben hatte, erklärte diese zwar nicht. Doch Lisicki steckt mal wieder in einer Findungsphase. Zuletzt hatte sie ein Grippevirus für zwei Wochen niedergestreckt, und es war nur das letzte Glied in der langen Reihe an Verletzungen und Erkrankungen, die Lisickis Karriere prägen. Stets befindet sie sich zwischen Pause und Comeback, und inmitten dieses Hin und Hers blieb die Konstanz und zuletzt auch der Erfolg auf der Strecke. Der Rhythmus fehlt, das Selbstvertrauen auch.

Noch im Sommer 2011 war sie es, die mit ihrem Halbfinaleinzug in Wimbledon in der Riege der neuen deutschen Tennishoffnungen als Erste für Furore gesorgt hatte. Doch inzwischen sind die Kolleginnen reihenweise an ihr vorbeigezogen. „Wenn ich gesund bin und mich wohl fühle, spiele ich gut“, sagte Lisicki, „das freie Aufspielen hat mir aber seit dem letzten Halbjahr 2012 gefehlt.“ Nach den Olympischen Spielen von London spielte Lisicki noch sechs Turniere, gewann aber nur ein einziges Match. Dabei ist sie normalerweise ungebremst selbstbewusst und ehrgeizig und stets lächelnd. In diesen Tagen ist von dieser Energie von einst nicht viel geblieben. Lisicki wirkt kleinlaut und verunsichert, Ratschläge von außen anzunehmen, fällt ihr dennoch schwer. „Ich gehe die Schritte, um dorthin zu kommen, wo ich hingehöre“, erklärte Lisicki fast trotzig. Die Frage ist, ob es die richtigen sind. Petra Philippsen

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