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Sport: Klinsmann für England

Markus Hesselmann will den WM-Helden auf der Insel sehen

Von Markus Hesselmann

Irgendwie passt dieses Ergebnis zu den vielen englischen Pannen zurzeit. Ein 0:2 aufzuholen und dann doch noch die EM-Qualifikation zu verpassen, gegen ein Team, das nur noch zum Spaß und für die Ehre kickt – das ist von ähnlichem Peinlichkeitsgrad wie verschlampte CDs mit Finanzdaten oder Lecks in Labors mit Seuchenerregern. Viele der kleinen Katastrophen, die England heimsuchen, werden mit Sparmaßnahmen erklärt. Diese Entschuldigung hat der Fußballverband nicht. Geld ist im boomenden englischen Fußball kein Problem. Umso irritierender war die Entscheidung, den wenig profilierten Steve McClaren vor 18 Monaten mit dem Trainer-Job zu betrauen. Der Beschluss wirkte wie eine Panikhandlung, nachdem Luiz Felipe Scolari abgesagt hatte. Er war aber wohl auch getragen vom dumpfen Gefühl, dass es doch irgendwie das Beste sei, wenn England wieder von einem Engländer trainiert wird.

Diese Fehler will man nun vermeiden, heißt es. Wer also wäre der Richtige? José Mourinho? Sicher eine gute Wahl, von den Erfolgen der letzten Jahre her vielleicht die beste. Aber der ehrgeizige Portugiese ist zu sehr ein Mann für den Klubfußball, einer, der sich immer wieder kurzfristig beweisen will, samstags, mittwochs, samstags. Martin O’Neill? Nun ja. Die Meriten des Trainers von Aston Villa sind ähnlich bescheiden wie die McClarens. Und Jürgen Klinsmann? Auch seine Erfolge sind überschaubar. Abzüglich all der deutschen WM-Euphorie war es schlicht ein dritter Platz bei einer WM. Doch Klinsmann ist der ideale Projektmanager. Und was England jetzt braucht, ist ein Projekt. Ein Ende des Gewurschtels und der Ersatzhandlungen. Konzentriertes Arbeiten an einem deutlich und ehrgeizig formulierten Ziel: Weltmeister in Südafrika 2010.

Als Klinsmann das deutsche Team zwei Jahre vor der WM 2006 übernahm, war Deutschland so schlecht wie jetzt England. Klinsmann sagte, er wolle Weltmeister werden und wurde Dritter. Ein dritter Platz 2010 wäre ein großer Erfolg für England, der größte seit dem WM-Sieg 1966. „Englands Fußball sucht einen Retter – selbst wenn er aus Deutschland kommt“, schreibt die „Times“. Ein deutscher Wahl-Kalifornier, der in London gespielt hat – das müsste doch vermittelbar sein.

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