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Sport: Klose entzweit Werder

Nicht alle im Bremer Vorstand wollen sich den Lauterer leisten

Bremen. Dritte Minute der Nachspielzeit. Ailton war von Kaiserslauterns Kapitän Aleksander Knavs gefoult, danach drei Minuten lang provoziert worden – und doch verwandelte der Brasilianer so hart und platziert, dass der vorzügliche Torwart Tim Wiese chancenlos war. In Bremen schwelgte man nach dem 1:0-Sieg im Wohlgefühl eines neun Punkte starken Vorsprungs auf die Konkurrenz aus München und Stuttgart: Der SV Werder hat als Tabellenführer die besten Chancen, Deutscher Fußballmeister zu werden. „Hier leben jetzt alle für den Titel. Die ganze Mannschaft hat diese ungeheure Konzentrationskraft von Ailton“, lobte Klubchef Jürgen L. Born am Tag danach, „und einen ausgeprägten Willen.“

Was allerdings derzeit von der Geschäftsführung der neu gegründeten Werder Bremen GmbH & Co KgaA nicht behauptet werden kann. Dort besteht keine Einigkeit, ob, wie und wann der Transfer des Lauterers Miroslav Klose realisiert werden kann. Längst besteht mit dem Nationalspieler, der in Bremen beste Chancen ausließ, weitgehend Einigkeit über einen Vierjahresvertrag. Auch das Gehalt ist abgesteckt: Mit Prämien soll Klose leistungsbezogen bis zu 2,5 Millionen Euro verdienen. Das Kardinalproblem ist die Finanzierung der Transferrechte, die die Lotto-Gesellschaft Rheinland-Pfalz für fünf Millionen Euro hält. „Wir müssen sehen, dass wir die Ablöse zusammenbekommen“, sagt Sportdirektor Klaus Allofs.

Für die Lösung dieser finanziellen Probleme lassen sich die Bremer weitaus mehr Zeit als in heiklen sportlichen Situationen. Mitunter dauerte es zu lange. Bei Ailton (angebotenes Jahresgehalt 1,8 Millionen Euro), Mladen Krstajic (0,9) und Krisztian Lisztes (1,2) hatte Werder sich feste Grenzen gesetzt und spielte auf Zeit. Alle drei gaben ihren Abgang bekannt. Ähnliches droht bei Ivan Klasnic. Aller Voraussicht nach wird auch der 24-Jährige seinen Vertrag nicht verlängern, die jüngste Verhandlungsrunde verlief erneut ergebnislos. Der Kroate, der am Mittwoch gegen Deutschland sein Länderspiel-Debüt geben könnte, pokert offen mit Offerten aus der Heimatstadt Hamburg und Gelsenkirchen.

In der Führungsetage bestehen über den künftig zu beschreitenden Weg längst zwei Lager: Hier Thomas Schaaf und Allofs, die Baumeister des erfolgreichen Gebildes, die den Klose-Transfer als richtungsweisend für eine erfolgreiche Zukunft empfinden. Born gilt als bedingter Befürworter des Klose-Coups. Doch mit dem Aufsichtsratschef Wolfgang Böhmert und Ex-Manager Willi Lemke positionieren sich immer noch einflussreiche Bedenkenträger, zumal jede Budgetüberschreitung vom Aufsichtsrat genehmigt werden muss.

Born, ein anerkannter Bankier, ist das nur recht: „Der wirtschaftliche Erfolg geht hier nicht mit dem sportlichen einher. Zumal uns die Siege auch einiges an Prämien kosten. Und wir haben nun einmal nicht 60 000 Zuschauer wie Schalke oder 80 000 wie Dortmund. Das muss gut durchdacht sein.“ Auch in den vergangenen beiden Jahren sei der Verein ins Risiko gegangen und habe unter dem Strich gerade einmal „eine schwarze Null“ erwirtschaftet, dank der Transfers von Claudio Pizarro, Torsten Frings und Frank Rost für insgesamt 25 Millionen Euro. Nun gehen die Spieler zum Nulltarif. Da kann sich jeder ausrechnen, was Werder ausgeben kann. Titelverdächtig sind die Summen gewiss nicht.

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